Im Gebiet Charkiw sind bei russischen Raketenangriffen drei Menschen verletzt worden. Rund um das Atomkraftwerk Saporischschja warnen die Behörden davor, auf die Straße zu gehen. Unterdessen hat Russland die Eroberung der ostukrainischen Ortschaft Pisky für sich reklamiert. Ein Überblick.
Das ukrainische Militär hat über neue schwere russische Raketenangriffe im Osten des Landes berichtet. So seien die Stadt und die Region Charkiw massiv beschossen worden, teilten die ukrainischen Behörden am Samstag mit. Drei Menschen, darunter ein 13 Jahre alter Junge, seien im Gebiet Charkiw verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden, hieß es.
Russische Truppen haben darüberhinaus nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes das Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja unter Feuer genommen. Der Beschuss sei von einem wenige Kilometer entfernten Dorf aus erfolgt und habe eine Pumpstation und eine Feuerwache beschädigt, teilte der Geheimdienst am Samstag mit. Zuvor hätten die russischen Truppen Menschen in das Kraftwerk gebracht und eine ukrainische Flagge am Rande der Stadt Enerhodar gehisst, zu dessen Territorium die Anlage gehört.
„Offensichtlich wird es (das Kraftwerk) für eine weitere Provokation genutzt, um dann die Streitkräfte der Ukraine zu beschuldigen“, teilte der Geheimdienst mit, ohne Einzelheiten zu nennen. Von Seiten der Ukraine hieß es wiederholt, die russischen Streitkräfte benutzten das Atomkraftwerk als Schutzschild, während sie die Ortschaften auf der anderen Seite des Dnepr beschossen – wohl wissend, dass das ukrainische Militär aus Sorgen vor einem Atomunglück nicht zurückschießen werde.
Der russische Beschuss am Freitagabend habe eine Frau in der Stadt Saporischschja das Leben gekostet, teilte die ukrainische Seite mit. Zwei weitere Zivilisten seien verletzt worden. In der Region Saporischschja warnten die Behörden die Menschen davor, auf die Straße zu gehen, weil russische Truppen in Richtung des Atomkraftwerks schießen würden. Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.
Angesichts der Kämpfe um das AKW Saporischschja in der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj den Westen zu Sanktionen gegen Russlands Atomindustrie aufgerufen. Die Strafmaßnahmen müssten die Nuklearindustrie des Aggressor-Staates treffen, sagte Selenskyj in einer am Samstagabend in Kiew verbreiteten Videoansprache. Die Atommacht Russland baut in mehreren Ländern Kernkraftwerke und lagert auch radioaktiven Müll bei sich.
Russland benutze das Atomkraftwerk im Süden der Ukraine, um die Menschen in Angst zu versetzen sowie um die ukrainische Führung und die ganze Welt zu erpressen. Kiew und Moskau werfen sich seit Tagen gegenseitig vor, für den Beschuss des größten Atomkraftwerks in Europa verantwortlich zu sein. Russland hat die weitläufige Anlage in der Stadt Enerhodar seit Monaten besetzt.
Selenskyj warf den russischen Truppen vor, das Gelände als Festung zu nutzen, um von dort auf die am anderen Ufer des Dnipro-Stausees liegenden Kleinstädte Nikopol und Marhanez zu schießen. „Jeder russische Soldat, der auf die Anlage schießt oder aus ihrer Deckung schießt, muss wissen, dass er ein besonderes Ziel für unsere Geheimagenten, für unsere Spezialkräfte, für unsere Armee wird“, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache. Er warnte davor, dass der Aufmarsch russischer Truppen auf dem Areal des AKW „die radioaktive Bedrohung für Europa so erhöht wie es sie nicht einmal zu den schwierigsten Augenblicken der Konfrontation in den Zeiten des Kalten Krieges gab“.
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