Seit einer Woche beschießt Russland die Ukraine als Vergeltung für die Explosion auf der Krim-Brücke mit Raketen. Nun trifft es wieder Kiew. Der News-Ticker.
Erstellt: 17.10.2022, 07:02 Uhr
Von: Linus Prien, Patrick Mayer, Bettina Menzel, Michelle Brey, Andreas Schmid
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Seit einer Woche beschießt Russland die Ukraine als Vergeltung für die Explosion auf der Krim-Brücke mit Raketen. Nun trifft es wieder Kiew. Der News-Ticker.
Update vom 17. Oktober, 6.40 Uhr: Das Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist am Montagmorgen erneut von Explosionen erschüttert worden. Es gebe Luftalarm, die Menschen sollten Schutz suchen, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko mit. Am Himmel sei ein Feuerball zu sehen gewesen, berichtete eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur aus dem Zentrum. Womöglich war die ukrainische Luftabwehr aktiv gegen neue russische Raketenangriffe. Bestätigt wurde dies nicht. Es war zunächst auch unklar, ob es wie vor einer Woche Zerstörungen gab. Details folgten später, sagte Klitschko.
Vor einer Woche hatte Russland mit Raketen ebenfalls zum Wochenbeginn im Berufsverkehr am Morgen das Zentrum von Kiew beschossen. Zuvor war es zu einer Explosion auf der Brücke zu der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim gekommen. Kremlchef Wladimir Putin hatte dem ukrainischen Geheimdienst einen „Terroranschlag“ gegen die Brücke vorgeworfen – und dann die Raketen als Vergeltung abschießen lassen. Dabei starben in Kiew und anderen Städten in der Ukraine mehr als ein Dutzend Menschen, mehr als 100 wurden verletzt.
Update vom 16. Oktober, 21.16 Uhr: In der Ex-Sowjetrepublik Belarus steigen vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die eigenen militärischen Aktivitäten. „Jetzt haben wir alle Waffen vom Verteidigungsministerium erhalten, die wir bekommen sollten, und haben sie in den Waffenkammern gelagert“, teilte der Chef des belarussischen Zivilschutzes, Wadim Sinjawski, am Sonntag im Staatsfernsehen mit. Es seien zugleich Einheiten gebildet worden, die zusammen mit dem Militär „zur Verteidigung des Vaterlands“ herangezogen werden könnten, versicherte Sinjawski.
Der ranghohe Beamte sprach zugleich von rund 5000 unterirdischen Anlagen, die in Belarus als Bombenschutzkeller verwendet werden könnten. Der belarussische Grenzschutz teilte derweil mit, seine Einheiten an der Grenze „wegen der verstärkten Aufklärungstätigkeit der Ukraine“ verstärkt zu haben.
Update vom 16. Oktober, 17.49 Uhr: Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat 100.000 Dollar (rund 103.000 Euro) Kopfgeld für die Ergreifung des einstigen russischen Geheimdienstoffiziers Igor Girkin ausgesetzt, der 2014 den Separatistenaufstand im Donbass angeführt hatte.
„Die Hauptverwaltung für Aufklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums garantiert die Auszahlung von 100.000 Dollar für die Übergabe von Igor Girkin (Strelkow) in ukrainische Gefangenschaft“, teilte der Militärnachrichtendienst am Sonntag auf seiner Webseite mit. Girkin, bekannt unter seinem Decknamen „Strelkow“, wird unter anderem für den Abschuss eines Passagierflugzeugs über dem Donbass verantwortlich gemacht.
Update vom 16. Oktober, 16.02 Uhr: Russland hat nach eigenen Angaben den Vorstoß ukrainischer Truppen in einigen Regionen abgewehrt und seinerseits mehrere Munitionslager der ukrainischen Armee zerstört. Unter anderem seien im Raum Charkiw drei US-Haubitzen vom Typ M777 getroffen worden, teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Sonntag russischen Agenturen zufolge mit.
Russland habe seine Angriffe gegen militärische Ziele und die Energieversorgung mit „Präzisionswaffen“ fortgesetzt. Konaschenkow sprach von deutlichen Verlusten für die Ukraine. Berichte aus den Kampfgebieten können nicht unabhängig geprüft werden.
Update vom 16. Oktober, 15.25 Uhr: Russland hat erste Soldaten für eine gemeinsame Truppe mit Belarus in das Nachbarland geschickt. „Die ersten Truppenzüge mit russischen Soldaten (…) kamen in Belarus an“, zitierte die russische Agentur Tass am Sonntag einen Sprecher des Verteidigungsministeriums in Minsk. „Die Verlegung wird mehrere Tage dauern. Die Gesamtzahl wird etwas weniger als 9000 Menschen betragen“, hieß es.
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte am vergangenen Montag die Aufstellung einer gemeinsamen regionalen Truppe mit Russland bekannt gegeben. Sie solle angesichts der steigenden Spannungen die belarussische Grenze schützen.
Update vom 16. Oktober, 13.04 Uhr: In der russischen Stadt Belgorod, die nur etwa 50 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, waren am Sonntag offenbar 16 Explosionen zu hören. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti am Sonntag. Der Gouverneur der russischen Oblast Belgorod gab an, dass bei den Angriffen zwei Menschen verletzt worden seien. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Die Ukraine äußerte sich zunächst nicht zu einer möglichen Beteiligung.
Am Samstag war in der grenznahen Stadt Belgorod ein Treibstofflager in Brand geraten, am Freitag hatte eine Stromanlage Feuer gefangen, auch hier hatten russische Behörden die Ukraine verantwortlich gemacht. Durch die Großstadt Belgorod läuft der Nachschub für die russischen Truppen, die den Donbass erobern sollen.
Update vom 16. Oktober, 10.45 Uhr: Die von Russland gelenkten Separatisten in der Ostukraine haben über einen Beschuss der Stadt Donezk durch die ukrainische Armee berichtet. Dabei sei ein Verwaltungsgebäude stark beschädigt worden, teilte Bürgermeister Alexej Kulemsin der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Unter anderem seien Scheiben zerborsten und Autos in Brand geraten, hieß es. „Wie durch ein Wunder ist niemand gestorben“, wurde Kulemsin zitiert. Unabhängig bestätigen ließen sich die Angaben nicht. Die Industriestadt Donezk steht seit 2014 unter der Kontrolle von prorussischen Separatisten.
Die von Moskau unterstützen Kräfte machten die ukrainische Armee am Sonntag für 40 Attacken auf Ziele in der von Russland anerkannten „Volksrepublik Donezk“ innerhalb von 24 Stunden verantwortlich. Dabei sei ein Zivilist getötet worden, vier weitere wurden verletzt. Wladimir Putin hatte die vier ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson nach Scheinreferenden völkerrechtswidrig annektiert.
Update vom 16. Oktober, 10.20 Uhr: Bei Schüssen auf einem Truppenübungsplatz in der Region Belgorod im Südwesten Russlands waren am Samstag mindestens elf Menschen getötet und 15 verletzt worden, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte. Die Hintergründe waren zunächst unklar. Nun berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Aussagen von Oleksiy Arestowych, einem Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dass ein Religionskonflikt den Streit verursacht habe.
Bei den Angreifern handelt es sich demnach um zwei Freiwillige aus der zentralasiatischen Nation Tadschikistan, die überwiegend muslimisch ist. In Russland dominieren indes verschiedene Zweige des Christentums. Die Nachrichtenagentur konnte die Angaben des Präsidentenberaters zunächst nicht verifizieren. Das russische Verteidigungsministerium hatten bei den Angreifern von „zwei Bürgern eines GUS-Staates“ gesprochen, die einen „Terroranschlag“ verübt hätten. Die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) ist ein Zusammenschluss ehemaliger Sowjetrepubliken. Die beiden Angreifer waren am Samstag erschossen worden.
Update vom 16. Oktober, 8.07 Uhr: In der Nacht zum Sonntag kam es in Nikopol im Süden der Ukraine offenbar zu russischem Beschuss, wie Walentyn Reznichenko, der Gouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, am Sonntagmorgen auf Telegram berichtete. Die Gemeinden Nikopolska und Marganetska seien mit schwerer Artillerie getroffen worden, ein 47-jähriger Mann sei verletzt worden, so Reznichenko weiter. Zudem seien 30 Hochhäuser und Privatgebäude, ein Industrieunternehmen, zahlreiche Autos sowie Gas- und Stromleitungen zerstört worden. Rund 1500 Haushalte seien ohne Strom, berichtete der Gouverneur. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren.
Update vom 15. Oktober, 22 Uhr: Bei Vorbereitungen von Rekruten für den Krieg in der Ukraine sind bei einem Zwischenfall mit Waffen nahe der Stadt Belgorod im Südwesten Russlands elf Menschen getötet worden. 15 weitere wurden verletzt, wie das Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau der Staatsagentur Tass zufolge mitteilte. Zwei Personen hätten auf einem Truppenübungsplatz das Feuer eröffnet. Das Ministerium sprach von einem Terroranschlag. Zwei Bürger eines GUS-Staates seien dafür verantwortlich. Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist ein loser Staatenverbund ehemaliger Sowjetstaaten. Russlands Präsident Wladimir Putin will rund 300.000 Reservisten einziehen lassen, um nach den Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die dort noch besetzten Gebiete zu halten.
Update vom 15. Oktober, 19.20 Uhr: Der ukrainische Generalstab hat neue russische Raketen- und Luftangriffe registriert. Im abendlichen Lagebericht sprach das Militär von vier Raketenangriffen. 17 Mal habe es einen Beschuss aus Flugzeugen gegeben, zehn Mal seien Raketenwerfer eingesetzt worden. Mehr als 20 Siedlungen seien getroffen worden, darunter Kostjantyniwka im Donezker Gebiet im Osten der Ukraine und Iwaniwka im Gebiet Cherson.
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