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„Sie nennen Menschen Fleisch“: Russische Elite-Einheit schimpft offen über Kommandanten

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Eine russische Einheit hat im Ukraine-Krieg in wenigen Tagen 300 Leute verloren – und gibt der Führung die Schuld. News-Ticker zum Militärgeschehen.
Erstellt: 07.11.2022, 10:44 Uhr
Von: Florian Naumann, Bettina Menzel, Bedrettin Bölükbasi, Stefanie Fischhaber
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Eine russische Einheit hat im Ukraine-Krieg in wenigen Tagen 300 Leute verloren – und gibt der Führung die Schuld. News-Ticker zum Militärgeschehen.
Update vom 7. November, 10.13 Uhr: Moskau hat in der Ukraine ein Problem mit seinen Flugzeugen, schätzen britische Geheimdienst-Experten. Deren Verluste „übersteigen wohl ihre Fähigkeit neue Flugwerke herzustellen erheblich“, heißt es im jüngsten publizierten Kriegs-Briefing Verteidigungsministeriums in London. Auch die lange Zeit, die zur Ausbildung kompetenter Piloten notwendig sei, reduziere die russische Fähigkeit, seine Luftwaffen-Kapazitäten zu regenerieren.
Ukrainischen Angaben zufolge hätten die russischen Streitkräfte seit Beginn der Invasion bereits 278 Flugzeuge verloren – doppelt so viele wie in Afghanistan, so die Briten. „Wir können diese Zahlen nicht verifizieren, aber das anhaltende Fehlen russischer Lufthoheit wird wahrscheinlich verstärkt durch schlechtes Training, den Verlust erfahrener Crews und erhöhte Risiken durch enge Luftunterstützung in mit engmaschiger Luftabwehr ausgestatteten Zonen“, hieß es in der Mitteilung weiter. Das werde sich wohl in den kommenden Monaten nicht ändern.
Update vom 7. November, 9.16 Uhr: Soldaten der 155. Marine-Infanteriebrigade der russischen Pazifikflotte haben sich bei Oleg Kozhemyako, dem Gouverneur der Region Primorje, in der ihre Einheit ursprünglich stationiert ist, bitter über ihre Führung beschwert. In dem Brief, der auf Telegram veröffentlicht wurde, heißt es, dass sie während einer „unverständlichen Offensive“ in vier Tagen rund 300 Leute verloren hätten – tot, verwundet oder vermisst. Zudem seien die Hälfte der Fahrzeuge verloren gegangen. Das Geschehen hätte im Dorf Pawliwka in der Region Donezk stattgefunden.
Grund für das Desaster ist laut den Verfassern, dass ihr Befehlshaber General Muradow und sein „Landsmann“ Akhmedow die Offensive so geplant hätten, dass ersterer sich eine Prämie verdienen und letzterer den Titel „Held Russlands“ erhalten würde. „Sie kümmern sich um nichts, außer um sich selbst. Sie nennen Menschen Fleisch“, heißt es in dem Brief.
Die Soldaten fordern von Kozhemyako, sich an den Oberbefehlshaber zu wenden. Diese soll eine Kommission entsenden, die unabhängig vom Verteidigungsministerium ist. Diese soll die Gründe für solche Aktionen und die Ergebnisse herausfinden, ohne Schönfärberei.
Update vom 7. November, 6.30 Uhr: Im Laufe des gestrigen Sonntags seien von russischer Seite erneut iranische Angriffsdrohnen eingesetzt worden. „Es gab Abschüsse, aber leider auch Treffer“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Es sei erkennbar, dass der „terroristische Staat“, wie er Russland nannte, Kräfte und Mittel für neue Massenangriffe auf die Infrastruktur der Ukraine bündele. Knapp 4,5 Millionen Ukrainer litten bereits unter Stromausfällen. „Wir bereiten uns darauf vor, zu antworten“, sagte Selenskyj.
Der russische Präsident Wladimir Putin lässt immer wieder gezielt Infrastruktur in der Ukraine bombardieren, auch in der Hauptstadt Kiew. Ganze Stadtteile haben stundenweise kein Licht. Für den Montag wurden erneut massive Stromabschaltungen in Kiew abgekündigt. Es werde schlimmer als ursprünglich befürchtet, schrieb der Generaldirektor des staatlichen Versorgers Ukrenergo, Sergy Kowalenko, auf Facebook. Dies sei auf „höhere Gewalt“ zurückzuführen.
Update vom 6. November, 21.50 Uhr: Schwere Kämpfe haben auch heute die Region um die südukrainische Stadt Cherson erschüttert. Nach Darstellung des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte wurde in der Ortschaft Kachowka ein Gebäude zerstört, in dem sich rund 200 russische Soldaten aufhielten. Die Folgen dieses Angriffs würden von russischer Seite „sorgfältig verschleiert“, hieß es. Bei Radensk sei eine Kolonne gepanzerter russischer Fahrzeuge zerstört worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Update vom 6. November, 20.50 Uhr: Auch die russischen Besatzer haben weitere Evakuierungen in der Region Cherson bestätigt – und dabei auf einen möglicherweise nahenden Angriff der Ukraine hingewiesen.

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