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Emotionaler Moment

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Am Montagabend bekam Angela Merkel die höchste deutsche Auszeichnung, das Großkreuz in besonderer Ausführung. Die Altkanzlerin nutzte ihre Dankesrede für emotionale Worte.
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Am Montagabend bekam Angela Merkel die höchste deutsche Auszeichnung, das Großkreuz in besonderer Ausführung. Die Altkanzlerin nutzte ihre Dankesrede für emotionale Worte.
Wenn in Deutschland ein Orden verliehen wird, und sei es die höchste Ehrung, die das Land zu vergeben hat, dann geht es natürlich mit Recht und Ordnung zu und es ist vor allem eines – nüchtern: 31 Stühle waren säuberlich vor dem Rednerpult von Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue aufgereiht. Einer für Angela Merkel, 30 für ihre Gäste.
Merkel hatte neben ihrer Familie – Ehemann Joachim Sauer, dessen Sohn Daniel und ihre Geschwister Irene und Marcus Kasner – rund 20 Gäste eingeladen: Olaf Scholz (SPD), EU-Kommissionspräsidentin und Merkels Vertraute Ursula von der Leyen (CDU), ihre früheren Kanzleramtschefs Thomas de Maizière, Ronald Pofalla, Peter Altmaier und Helge Braun (alle CDU), ihre langjährige Vertraute Annette Schavan (CDU) sowie ihren Regierungssprecher und heutigen Botschafter in Israel, Steffen Seibert.
Auch Merkels enge Beraterin Eva Christiansen, der frühere DDR-Bürgerrechtler Rainer Eppelmann, der Schauspieler Ulrich Matthes, die Vorsitzende des Ethikrates, Alena Buyx, Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann, die Kunsthistoriker Neil MacGregor und Horst Bredekamp sowie die Chemieprofessoren Robert Schlögl und Helmut Schwarz trafen kurz vor 18 Uhr im Schloss Bellevue ein. Eingeladen, aber nicht anwesend waren Merkels Vertraute Beate Baumann, der frühere Vizekanzler und Ex-SPD-Chef Franz Müntefering, die beide wegen Krankheit absagen mussten, sowie Ex-Unionsfraktionschef Volker Kauder, der terminlich verhindert war.
So nüchtern wie der Ort für die außergewöhnliche Ehrung gestaltet war, so verlief diese auch zunächst: Kurz nach sechs Uhr betraten ihre Gäste schweigend den Saal und suchten eilig ihre Plätze auf. Kurz darauf folgten Angela Merkel (in einem Jackett der Farbvariante dunkles Mauve) an der Seite von Bundeskanzler Olaf Scholz, Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender und nahmen ihrerseits ihre Plätze ein. Es wäre ein Wunder, wenn Merkel die Zeit gehabt hätte, sich in diesem Moment wenigstens einmal kurz umzublicken. Steinmeier verlor nicht eine Sekunde, bevor er zu seiner Laudatio anhob.
Der Bundespräsident würdigte Angela Merkel darin vor allem für ihr großes Pflichtbewusstsein, ihre « Kraft zur Selbstkorrektur », ihre « enorme Kondition und ein ungeheures Maß an Selbstdisziplin », ihren Regierungsstil mit « Ehrgeiz, Selbstdisziplin und scheinbar grenzenloser Belastbarkeit ». Dabei betonte er, sie habe sich selbst nie in den Mittelpunkt gestellt. « Jede Eitelkeit, jede Schmeichelei, jedes Getue um sie selbst waren ihr zuwider. » Dass mit Merkel erstmals eine Frau und eine Ostdeutsche ins Amt kam, habe dem Land gutgetan: « Sie haben mit Ihrer Kanzlerinnenschaft dafür gesorgt, dass eine Frau an der Spitze der Regierung, dass auch weibliche Macht für immer eine Selbstverständlichkeit in unserem Land sein wird. »
Merkel fand ihre ganz eigene Art, sich zu bedanken – und machte ihre Dankesrede geschickt zu einer kleinen persönlichen Reise durch ihr Leben. Sie erklärte, wie sie ihre Gäste ausgewählt hat – und erntete so manchen Lacher.

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