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Nachruf auf den französischen Filmschauspieler Alain Delon

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Im französischen Kulturbetrieb war er ein Fixstern. Der Ausnahmeschauspieler wusste sich sein Publikum auch über seine Kinokarriere hinaus zu bewahren. Nun ist Alain Delon im Alter von 88 Jahren verstorben.
Im französischen Kulturbetrieb war er ein Fixstern. Der Ausnahmeschauspieler wusste sich sein Publikum auch über seine Kinokarriere hinaus zu bewahren. Nun ist Alain Delon im Alter von 88 Jahren verstorben.Natürlich war es nicht nur sein Spiel, sondern auch sein aussergewöhnlich gutes Aussehen, das ihm die Aufmerksamkeit des Publikums sicherte: Die Aufnahme zeigt Alain Delon am Set von «The Yellow Rolls-Royce» 1964.
Eine Antwort auf die Fragen, die seine Figuren aufwarfen, suchte man auf Alain Delons Zügen meist vergebens. Selbst sein Blick bot kaum Halt. Je nach Rolle konnte sein Ausdruck abrupt von warmer Empathie auf Distanz übergehen, zwischen verträumter Abwesenheit und Leichtigkeit oszillieren. In «Plein soleil», René Cléments Verfilmung von Patricia Highsmiths «The Talented Mr. Ripley», machte die samtweiche Mimik, mit der Tom Ripley seine Morde beging, seine Verbrechen zum moralischen Skandal.
Auf das Rätselhafte, das der Ausstrahlung des Schauspielers anhaftete, hatte später auch Jean-Pierre Melville gesetzt: In «Le samouraï» war es die trübe Undurchdringlichkeit seiner Augen, die dem Auftragskiller seine paradoxale Tiefe verlieh.Die italienische Schauspielerin Claudia Cardinale und Alain Delon in dem Film «Il Gattopardo» von Luchino Visconti aus dem Jahr 1963.Visconti setzte voll auf seine Ambivalenz
Kein Regisseur jedoch hatte das Ambivalente seines Schauspiels so präzis einzusetzen gewusst wie Luchino Visconti. In «Rocco e suoi fratelli», vage inspiriert von Thomas Manns Joseph-Roman (aber vermutlich ebenso geprägt von Dostojewskis «Die Brüder Karamasow»), spielte Delon die tragische Figur eines melancholischen Boxers, der in den Ring steigt, um die Schuld des älteren Bruders zu sühnen und dabei seine Familie zerstört.
Für seine Verfilmung von Lampedusas «Il Gattopardo» castete ihn Visconti für die Rolle von Tancredi Falconeri, der sich nach der Invasion von Sizilien den Truppen Garibaldis anschliesst, da sich, wie er seinem Onkel, dem Fürsten von Salina, in seiner berühmten Formulierung erklärt, «alles ändern muss, wenn man will, dass alles bleibt».
In der Folge wollte Visconti Delon auch die Hauptrolle in seiner Adaptation von Albert Camus’ «L’étranger» anvertrauen.

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