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Hassan Nasrallah getötet: Die Hizbullah ist jetzt unberechenbarer

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Hassan Nasrallah führte seit gut drei Jahrzehnten eine Terrormiliz, das aber mit oft ruhiger Hand. Nach seiner Tötung steht die Hizbullah vor einem Führungsproblem. Sie könnte sich weiter radikalisieren – oder spalten.
Kurz nach dem Krieg von 2006 gab Hassan Nasrallah öffentlich zu, sich verkalkuliert zu haben: „Wenn Sie mich fragen, ob ich es getan hätte, wenn ich am 11. Juli gewusst hätte, dass die Operation zu einem solchen Krieg führen würde? Ich sage: ,Nein, absolut nicht‘“, erklärte er seinerzeit. Ein Kommando der Hizbullah, die er seit 1992 führte, hatte damals zwei israelische Soldaten verschleppt und mehrere getötet. Den zerstörerischen Krieg, den der Vorfall entfesselte, hatte die Hizbullah aber überstanden. Schon das überhöhte sie zum „heiligen Sieg“.
Nach dem monströsen Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf Israel hat Nasrallah nun einen noch gravierenderen, für ihn tödlichen Fehler begangen: Am 8. Oktober 2023 eröffnete er eine zweite Front an der israelisch-libanesischen Grenze. Er wollte die Hamas entlasten. Und er legte sich darauf fest, erst dann über eine diplomatische Lösung zu verhandeln, wenn die Gewalt im Gazastreifen endet. Damit saß er in der Falle.
Am frühen Freitagabend erbebte die libanesische Hauptstadt Beirut: Israel hatte das unterirdische Hauptquartier der Hizbullah angegriffen. Am Samstagnachmittag bestätigte die Organisation Nasrallahs Tod in einer Stellungnahme. Er habe sich den „unsterblichen Märtyrern“ angeschlossen, hieß es in dem Text, der Nasrallah als mutigen und weisen Anführer pries – und es gab sogar eine Referenz an Imam Hussein, einen von den Schiiten tief verehrten Enkel des Propheten, dessen Opferbereitschaft für eine höhere Sache bewundert wird. Die Hizbullah kündigte an, den Kampf fortzusetzen: gegen Israel, für die Palästinenser.
Nasrallah hatte darauf gesetzt, dass sich die Konfrontation mit Israel bändigen ließe, dass auch die israelische Regierung den Rahmen, in dem sie ausgetragen wurde, nur dehnen, aber nicht sprengen würde. Doch die Regierung von Benjamin Netanjahu trieb die Hizbullah zuletzt vor sich her und eskalierte den Konflikt drastisch.

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