Nach dem historischen Aus der Ampel-Regierung stellt sich Olaf Scholz den Fragen von Caren Miosga im Fernsehen. Der Bundeskanzler wirkt angespannt und verwickelt sich in Widersprüche.
Nach dem historischen Aus der Ampel-Regierung stellt sich Olaf Scholz den Fragen von Caren Miosga im Fernsehen. Der Bundeskanzler wirkt angespannt und verwickelt sich in Widersprüche.
Das Gespräch im ARD-Fernsehstudio von Caren Miosga ist fast vorbei, da sorgt Olaf Scholz mit einem kuriosen Selbstlob für Lacher bei den Zuschauern: „Ich finde mich etwas cooler, wenn es Staatsangelegenheiten betrifft“, sagt der Bundeskanzler und grinst kurz über seine Aussage. Die Gastgeberin hat ihn gerade gefragt, was Scholz von seinem CDU-Konkurrenten Friedrich Merz unterscheidet. In den 60 Minuten am Sonntagabend allerdings ist Scholz alles andere als cool. Der 66-jährige Sozialdemokrat wirkt angespannt. Seit dem Aus der Ampel-Regierung am vergangenen Mittwoch ist ein emotionaler, ein angefasster Scholz zu erleben. Der sonst so unterkühlte Hanseate läuft auf deutlich höherer Betriebstemperatur als gewohnt.
Immer wieder fällt er der Moderation ins Wort mit dem Einwurf „Gestatten Sie mir“, um seine Sicht der Dinge darzulegen und Fragen erst später oder gar nicht zu beantworten. Stellenweise blickt er genervt, einmal sieht man ihn tief durchatmen. Sein Lächeln sieht meist abgerungen aus. Nur einmal wirkt es echt und gelöst, als Scholz beim Blick auf ein gemeinsames Foto von ihm und Donald Trump aus dem Jahr 2017 belustigt feststellt, dass sie beide dieselbe Krawattenfarbe hätten.
Die vergangenen Monate in der Ampel haben ihre Spuren hinterlassen. Miosga lässt zur Einstimmung die historischen Momente der vergangenen Tage einspielen, die von tiefen menschlichen Enttäuschungen bestimmt waren. Scholz, wie er am Mittwochabend den Rauswurf von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) mit einer öffentlichen persönlichen Abrechnung begründet; dann Lindner, wie dieser Scholz bitter vorwirft, einen kalkulierten Koalitionsbruch herbeigeführt zu haben.
Der Kanzler berichtet bei Miosga, dass er bis zuletzt versucht habe, die Regierung zusammenzuhalten.
