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Friedenspreis für Karl Schlögel: „Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg“

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Seine bemerkenswerte Rede gerät auch zur Abrechnung mit den Russland-Verstehern – und zur Absage an die Angst: In der Frankfurter Paulskirche wurde der Osteuropa-Experte Karl Schlögel mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Seine bemerkenswerte Rede gerät auch zur Abrechnung mit den Russland-Verstehern – und zur Absage an die Angst: In der Frankfurter Paulskirche wurde der Osteuropa-Experte Karl Schlögel mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Nachkriegsmoderne: Dieses Wort geht einem durch den Kopf angesichts des schlichten, fast kargen Innenraums der Paulskirche, jenem deutschen Symbolort von 1848, der nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden ist und seit 1950 als Bühne für die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels dient, zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse.
Dieser Moment am Sonntagvormittag ist als Hochamt der Kulturnation beschrieben worden, als die Aufführung des Gewissens der Intellektuellen-Republik Deutschland; in jedem Fall wirkt die Verleihungszeremonie des Friedenspreises, mit 25.000 Euro dotiert, wie ein Spiegel der politischen und geistigen Konfliktlinien der Gegenwart. Im vergangenen Jahr erst hatte an dieser Stelle die amerikanisch-polnische Essayistin Anne Applebaum vor den Gefahren des postsowjetischen Imperialismus und einem falsch verstandenen Pazifismus gewarnt.
An diesem Sonntag wird der Friedenspreis dem Historiker Karl Schlögel verliehen, einem Osteuropa-Experten, der seit Jahrzehnten zur russisch-sowjetischen Geschichte forscht und der sich seit der Annexion der Krim im Frühling 2014 und noch stärker seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 als nicht bloß engagierter, sondern kämpferischer Intellektueller neu erfunden hat: gegen das System Putin, den er als „Gestalt des Bösen“ und „Meister der Eskalationsdominanz“ bezeichnet.
Karl Schlögel nimmt unter deutschen Intellektuellen eine Sonderstellung ein: Er ist einerseits als Wissenschaftler ein Analytiker, andererseits aber kraft der eigenen Anschauung und Erfahrungen mehr als nur kühler Beobachter. Schlögel hat seit Studententagen immer wieder den osteuropäischen Raum bereist, oft auf eigene Faust, auf verschlungenen Wegen; von beiden Dimensionen zeugt sein Werk.

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