Mit Philipp Kohlschreiber scheidet der letzte der deutschen Starter bei den US Open aus. Doch keiner der DTB-Spieler macht ein Drama daraus.
Wer wissen möchte, wie es Philipp Kohlschreiber gerade geht, der muss ihn während eines Seitenwechsels betrachten. Er verfügt über das ausgefeilteste Minenspiel aller Tennisprofis, er kann einem innerhalb weniger Sekunden mit Mundwinkeln und Augenbrauen die Geschichte einer Partie erzählen. Bei seinem überraschenden Sieg gegen Alexander Zverev am Samstag zum Beispiel saß er Mitte des vierten Satzes auf seiner Bank, den Kopf zur Seite geneigt, die Lippen zum vergnügten Schmollmund geformt, die Augenbrauen klimperten. Die Botschaft an sich und die Welt: Jetzt habe ich ihn geknackt, und das macht mir gerade ordentlich Spaß hier!
Zwei Tage später, am Ende des zweiten Durchgangs im Achtelfinale gegen Kei Nishikori (Japan), da blies Kohlschreiber während einer Spielpause die Backen auf und kippte sich Wasser über den Kopf, wie ein Mensch das nur tut, wenn er sich selbst aufwecken möchte. Dann zog er die rechte Augenbraue nach unten und die linke nach oben, in Kombination mit den aufeinander gepressten Lippen bedeutete das: Himmelherrgottnocheinmal, da läuft überhaupt nichts bei mir – aber was soll ich machen? Ein paar Minuten später hatte er diese Partie mit 3:6,2:6,5:7 verloren.
Kohlschreiber hat in seiner Karriere immer wieder mal gezeigt, dass er die Großen dieses Sports auch bei Drei-Gewinnsatz-Partien besiegen kann – Andy Roddick bei den Australian Open 2008, Novak Djokovic bei den French Open 2009 oder nun Zverev bei den US Open. Es gibt da aber auch diese Auffälligkeit, dass er direkt nach solchen Erfolgen gegen vermeintlich schwächere Gegner verliert, bisweilen sehr deutlich. Das führt dazu, dass in der Grand-Slam-Bilanz von Kohlschreiber sehr häufig « dritte Runde » und nun auch elf Mal « Achtelfinale » steht, aber eben nur ein Mal « Viertelfinale »: 2012 in Wimbledon.
Kohlschreiber kann vielen Gegnern gefährlich werden mit seiner varianten- und fintenreichen Spielweise, er hat Zverev am Samstag regelrecht auseinandergenommen.