Robert Habeck bricht mit Facebook und Twitter. Kurzfristig könnte das einen politischen Fehler vergessen machen. Langfristig liegt der Grünen-Chef falsch.
Man muss es Robert Habeck schon lassen: Auf den gekonnten Showeffekt versteht sich der Mann. Er werde in Zukunft auf Facebook und Twitter verzichten, verkündete der Grünen-Vorsitzende am Montagmorgen. Die Aufmerksamkeit war ihm sicher.
Habeck zieht mit seiner Entscheidung eine doppelte Konsequenz. Einerseits aus dem Datenklau, der am Freitag bekannt wurde und von dem er persönlich besonders betroffen war. Andererseits aus einem misslichen Twitter-Video, in dem er versprach, alles dafür zu tun, dass Thüringen « ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird », und das ihm einen ordentlichen Shitstorm einbrachte. Schließlich ist Thüringen seit beinahe 30 Jahren ein freies und demokratisches Land. Es war nicht der erste Fauxpas dieser Art. Im Bayern-Wahlkampf hatte sich Habeck auf ähnliche Weise bei Twitter vergriffen.
Ein Politiker, ein Parteivorsitzender mit Kanzlerambitionen zumal, der auf zwei so wichtige Social-Media-Kanäle verzichten will? Und der das – zumindest im Fall von Twitter – auch noch reumütig damit begründet, dass er für dieses Medium nicht geeignet sei, weil er – wie viele andere – dem Drang des Drauflosschreibens und Zuspitzens nicht widerstehen könne? Das klingt auf den ersten Blick beeindruckend.