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"In einem halben Jahr sollten die Menschen wieder einigermaßen normal leben können"

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Baumaterialien sind knapp wie nie. Wie der Wiederaufbau gelingen soll, erklärt der Präsident der Bauindustrie und Strabag-Vorstand Peter Hübner im Interview.
Herr Hübner, die Baubranche boomt seit mehr als zehn Jahren, der Auftragsbestand ist hoch wie nie, bestimmte Materialien sind knapp. Kann der Wiederaufbau in den Hochwassergebieten trotzdem zügig erfolgen? Im Augenblick wird noch der Müll weggeräumt, das sind riesige Mengen, die thermisch verwertet werden müssen. Aber es geht unglaublich schnell voran, und ich bin optimistisch, dass wir den Wiederaufbau rasch anpacken. Wie lange wird es dauern, bis die Infrastruktur repariert ist? Zwei oder drei Jahre dürfte sich das hinziehen, das zeigen die Erfahrungen in anderen Hochwassergebieten. In einem halben Jahr sollten die Menschen aber wieder einigermaßen normal im Ahrtal leben können, auch die wichtigsten Straßen dürften bis Ende des Jahres hergerichtet sein. Bei manchen Brücken und auch Bahntrassen braucht es natürlich mehr Zeit. Grundsätzlich ist in den nächsten Monaten auch die öffentliche Verwaltung gefragt, Planung und Genehmigung müssen schneller als normal erfolgen. Aufträge sollten freihändig und ohne langwierige Ausschreibungsverfahren vergeben werden. Hat die Bauindustrie überhaupt die Kapazitäten, um in den nächsten Wochen im Katastrophengebiet Straßen zu bauen? Wir schaffen das, indem wir größere Baustellen nach Absprache und im Einvernehmen mit den Auftraggebern für eine gewisse Zeit einstellen und dadurch Ressourcen frei bekommen für Arbeiten im Katastrophengebiet. Und die Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort funktioniert? Ja, sogar extrem gut. Das ist schon erstaunlich, was im Krisenmodus an pragmatischem Handeln möglich ist. Diese Erfahrungen haben wir auch in der Pandemie gemacht. Als Präsident der Bauindustrie hatte ich so viel Kontakt zur Politik wie noch nie, und die Zusammenarbeit war ausgezeichnet. Dann können wir also Krise? Im Katastrophenfall sind wir gut. Aber es hätte natürlich, das Hochwasser betreffend, gar nicht dazu kommen dürfen. Was im Ahrtal passiert ist, darf in Deutschland nicht passieren. Mitten in Deutschland sterben mehr als 180 Menschen, das ist unerträglich. Wie problematisch wird die Materialknappheit für den Wiederaufbau sein? Es gibt Material, aber das ist deutlich teurer geworden, der Holzpreis zum Beispiel ist um mehr als 100 Prozent gestiegen.

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