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Russischer Politologe: „Putin macht Russland zum Dritte-Welt-Land“

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Der Politologe Abbas Galljamow wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, Russland zu einem „Dritte-Welt-Land“ zu machen.
Erstellt: 13.10.2022, 08:20 Uhr
Von: Bettina Menzel
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Die Sanktionen gegen Russland erzielen offenbar nicht ganz die Wirkung, die sich der Westen erhofft hatte. Der Politologe Abbas Galljamow wirft Putin indes vor, Russland zu einem „Dritte-Welt-Land“ zu machen.
Moskau – Erst kürzlich deckte das Recherchenetzwerk OCCRP das geheime Vermögen des russischen Präsidenten auf. Wladimir Putin gilt als einer der reichsten Menschen der Welt. Doch für sein Land läuft es wirtschaftlich nicht so gut wie für den Kremlchef selbst. Ein russischer Politologe warf Putin nun vor, Russland zu einem „Dritte-Welt-Land“ zu machen.
Der russische Politologe Abbas Galljamow war einst selbst im Kreml tätig, unter anderem als Redenschreiber für Wladimir Putin. Als „wahnsinnig“ will er seinen ehemaligen Chef nicht bezeichnen, bescheinigt ihm aber einen „Kontrollverlust“, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete. Der Ex-Geheimdienstchef sei nicht mehr Herr der Lage – wie lange in seinem politischen Leben. Putin sei ein Getriebener der Lage in der Ukraine. Er habe seinen Status als „heilige Figur“, als Garant für Stabilität verloren.
Die stolze Rohstoffmacht Russland steckt wegen des Drucks der Sanktionen in einer massiven Rezession. Tausende Firmen haben das Land verlassen, Zehntausende haben keine Arbeit mehr. Es gebe eine beispiellose „Deindustrialisierung“, sagte Galljamow. „Er macht Russland zu einem Dritte-Welt-Land“, so der russische Politologe über Putin.
Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge, schrumpfte Russlands Wirtschaft in diesem Jahr um 5,5 Prozent. Im kommenden Jahr soll der Rückgang der Wirtschaftskraft bei rund 4,5 Prozent liegen, so die OECD Prognose. „Russland erlebt die schärfste Rezession, die wir bei einem G20-Land in den vergangenen drei bis vier Jahrzehnten gesehen haben“, sagte der OECD-Chefökonom Álvaro Santos Pereira Anfang Oktober in Paris. Als einen Grund dafür sehen die OECD-Experten die Sanktionen des Westens. Allerdings wirken die Maßnahmen nicht so stark, wie noch im Sommer vorhergesagt worden war. Denn Russland exportiert weiterhin viel Energie.
Öl und Gas machen laut Reuters rund 40 Prozent der russischen Staatseinnahmen aus. Im Juli wurden Atomenergie und Erdgas vom Europäischen Parlament als grün eingestuft, weshalb vermehrt Investitionen in Atomkraft und Gas fließen könnten – das würde auch Russland in die Karten spielen und könnte auch konkrete Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg haben: Eine Analyse des Portals Energypost sieht eine Korrelation zwischen den russischen Öl- und Gasexporten und Russlands Militärausgaben.

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