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Der Genderstern bleibt schnuppe

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Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt, künftig Elemente der Gendersprache als „Sonderzeichen“ im amtlichen Regelwerk zu behandeln. Welche Konsequenzen das hat, ist auch versierten Germanisten nicht ganz klar. Sicher ist aber: Gendern wird nicht Pflicht.
Zum dritten Mal, nach 2018 und 2021, hat der Rat für deutsche Rechtschreibung sich über den Genderstern und andere Zeichen beraten, die in der sogenannten geschlechtergerechten Sprache verwendet werden. Zum dritten Mal hat er keine klare Empfehlung ausgesprochen. Und das ist auch gut so.
Es wäre in Zeiten, in denen sich der politische Widerstand gegen das Gendern verstärkt (im Einklang mit einer großen Bevölkerungsmehrheit) und in denen sogar der größte ARD-Sender, der WDR, angekündigt hat, seine Pro-Gender-Praxis zu überprüfen, ein merkwürdiges Signal gewesen, wenn die Rechtschreibräte die Genderzeichen in das Inventar der amtlichen Rechtschreibung aufgenommen hätten. Ohnehin stand es nie zur Debatte, das Gendern orthografisch verbindlich zu machen – wie einige befürchtet hatten. Darunter Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der schon vor der Veröffentlichung der Ratsentscheidung ankündigte, eine Pflicht zum Gendern werde es im Freistaat nicht geben.
Wobei das Wort „Entscheidung“ schon fast zu groß ist für das, was der Rechtschreibrat am Freitag auf einer Pressekonferenz im belgischen Eupen, dem Tagungsort, bekannt gab. Als Ergebnis einer mehr als zweistündigen Diskussion, die der Ratsvorsitzende Josef Lange als „sehr kontrovers“ bezeichnete, kam heraus, dass Genderstern (wie in Freund*innen), Doppelpunkt (wie in Freund:innen) und Unterstrich (wie in Freund_innen) vom amtlichen Regelwerk künftig in einem Abschnitt „Sonderzeichen“ behandelt werden sollen.
Der Vorsitzende erklärte: „Dazu gehören üblicherweise Paragraf- und Prozentzeichen, die charakterisiert sind dadurch, dass sie nicht Satzzeichen im engeren Sinne sind.“ Diese Zeichen, so Josef Lange, „gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie“. Die Rolle der Genderzeichen erläuterte er: „Sie sollen metasprachlich vermitteln, dass damit alle Geschlechtsidentitäten gemeint sind.“ Ihre Verwendung führe aber in einer Reihe von Fällen dazu, dass es grammatische Folgeprobleme gibt. Und das sagen die Grammatiker und Sprachwissenschaftler: „Die Konsequenzen sind noch nicht geklärt. Das müssen wir weiter beobachten.“
Welche Folgen die einstimmig angenommene neue Empfehlung für den gesellschaftlichen und politischen Streit haben wird, blieb unklar. Der von WELT dazu befragte Osnabrücker Germanistikprofessor Peter Schlobinski, eine Koryphäe seiner Zunft, räumte nach der Pressekonferenz ein: „Das ist mir nicht ganz deutlich geworden.“
Schlobinski war sich aber relativ rasch sicher: „Es bleibt erst mal alles, wie es ist.

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