Cannabis-Konsum und -Besitz ist jetzt legal. Aber legal angebautes Gras gibt es nicht. Das ist ein Problem.
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Guten Morgen liebe Leserin, lieber Leser,
für Kiffer in Deutschland war gestern ein guter Tag: Sie dürfen sich seit dem 1. April offiziell berauschen, Cannabis-Konsum und -Besitz sind nun in gewissen Grenzen legal.
Man kann das gutheißen oder verteufeln. Ich für meinen Teil bin eine Befürworterin der Legalisierung. Zu stark wurde in der Vergangenheit mit zweierlei Maß gemessen: Auf der einen Seite durfte dem Alkohol mit ganzen Volksfesten gehuldigt werden, auf der anderen Seite konnte schon ein wenig Gras in der Tasche den Besitzer in strafrechtliche Probleme bringen. Dass diese Schizophrenie ein Ende hat, ist gut und richtig.
Der Gesetzgeber freilich argumentiert mit Gesundheits- und Konsumentenschutz. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betonte immer wieder: Ziel sei es, erwachsenen Konsumenten den Zugang zu sauberem Cannabis zu ermöglichen. Und den Schwarzmarkt zu schädigen, wenn nicht gar trockenzulegen, der seinen Kunden neben Cannabis noch sehr viel härtere Drogen anbiete.
Hier allerdings ist mit Blick auf die nächsten Monate eine Warnung angebracht. Denn keines von Lauterbachs Zielen ist mit dem 1. April verwirklicht worden. Im Gegenteil: Nun beginnt eine absurde und potenziell gefährliche Phase, die diese Ziele torpediert.
Denn die Cannabis Social Clubs, die sauberes Gras unter Auflagen anbauen und an ihre Mitglieder abgeben sollen, dürfen erst ab Juli überhaupt mit dem Anbau beginnen. Monate braucht es dann noch einmal bis zur ersten Ernte. Vor derselben Herausforderung stehen jene, die ab sofort zu Hause selbst die bis zu drei erlaubten Pflanzen wachsen lassen wollen.
Bedeutet: Kiffen mag jetzt legal sein, legal angebautes Gras aber gibt es nicht. Gesichert sauberes Cannabis in größeren Mengen ist über die Clubs frühestens Ende des Jahres zu erwarten. Von « 100 Prozent Schwarzmarkt » geht der Deutsche Hanfverband mit Blick auf das derzeit gerauchte Gras aus. Und der Gesetzgeber nickt ab: 25 Gramm Cannabis zu besitzen, sei ab sofort straffrei, und zwar: « unabhängig von der Herkunft », zitiert die « Süddeutsche Zeitung » eine Sprecherin von Lauterbachs Ministerium.
Was Lauterbach unterbinden wollte, das befeuert er so nun mindestens für einige Monate: Es wird dreckiges Gras geraucht werden – und zwar viel davon, dank der Legalisierung vermutlich mehr als zuvor.
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Deutschland — in German Cannabis-Legalisierung: Das könnte ihnen zum Verhängnis werden