Erstmals seit seinem Ausstieg aus dem Rennen um das Weiße Haus tritt Joe Biden öffentlich gemeinsam mit Kamala Harris auf. Die muss sich loyal zeigen und trotzdem eigene Akzente setzen.
Die kleine Basketball-Arena des Community Colleges in Upper Marlboro in Maryland ist rappelvoll. Als Joe Biden und Kamala Harris die Bühne betreten, bricht Jubel aus: „Joe, Joe“, skandiert das Publikum. Offiziell ist der erste Auftritt des scheidenden Präsidenten und seiner Vizepräsidentin, die nun die Kandidatin der Demokraten ist, keine Wahlkampfkundgebung. Biden und Harris feiern die Senkung der Preise für rezeptpflichtige Medikamente in Folge des „Inflation Reduction Act“. Doch natürlich ist zweieinhalb Monate vor dem Wahltermin alles Wahlkampf.
Harris ergreift das Wort: „Es gibt eine Menge Liebe in diesem Saal für unseren Präsidenten“, ruft sie: Biden habe in so vielen Bereichen so viel erreicht. Es sei ihr eine „ewige und große, große, große Ehre“, dass sie mit diesem „außergewöhnlichsten Menschen“ zusammenarbeiten dürfe. „Danke, Joe“, skandiert die Menge nun. Und: „Joe, Du bist ein Held.“
Der Auftritt wenige Tage vor dem Parteitag der Demokraten in Chicago, auf dem Biden am Montagabend zu den Delegierten sprechen wird, bevor diese Harris feierlich als Kandidatin nominieren werden, ist ein Medienereignis. Der Präsident, den Parteigranden im vergangenen Monat gedrängt hatten, nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren, will deutlich machen, dass er seine Vizepräsidentin in den kommenden Wochen mit ganzer Kraft unterstützen wird. „Sie kann eine verdammt gute Präsidentin werden“, sagt er unter dem Jubel der Anhänger.