Ismail Atalan hat als Trainer den Drittligisten Sportfreunde Lotte sensationell ins DFB-Pokal-Viertelfinale geführt. Einst als Flüchtlingskind nach Deutschland gekommen, beweist er, was mit Beharrlichkeit, Ehrgeiz und Willen zu erreichen ist. Auf allen Ebenen.
Ismail Atalan weiß noch genau, wo er die Auslosung zum DFB-Pokalviertelfinale verfolgt hat. Ist ja nicht so lange her, dass die Sportfreunde Lotte das große Los zogen. Anfang des Monats warf der Drittligist nach den Bundesligisten Werder Bremen und Bayer Leverkusen auch den Zweitligisten 1860 München aus dem Cup-Wettbewerb, aber der Trainer Atalan sah gar keinen Anlass, freudetrunken durch die Gemeinde im Tecklenburger Land zu ziehen, die viele zuerst mit dem namensgleichen Autobahnkreuz in Verbindung bringen.
, versicherte Atalan. « Als wir im Oktober gegen Leverkusen gewannen, sind die Jungs danach feiern gegangen, und wir haben dann gegen Fortuna Köln verloren, das wollten wir nicht wieder erleben. Die Dritte Liga ist unser tägliches Brot. «
Insofern ist ja ganz gut, dass am vergangenen Wochenende das Heimspiel gegen Chemnitz wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt wurde. « Da haben wir uns gleich komplett auf das BVB-Spiel konzentriert. » Das Duell in der Runde der letzten Acht gegen Borussia Dortmund am Dienstag (20.45 Uhr/live im Ersten und im Livestream bei sportschau.de) ist fraglos der Höhepunkt der Vereinsgeschichte der Sportfreunde Lotte, deren Höhenflug eng mit dem akribisch arbeitenden Atalan zusammenhängt.
Der 36-Jährige übernahm vor zwei Jahren den damaligen Regionalligisten, nachdem er zuvor beim SC Roland Beckum in der Oberliga Westfalen trainiert hatte. Stationen davor: Spielertrainer des Landesligisten SV Davaria Davensberg und Spielertrainer der zweiten Mannschaft des 1. FC Gievenbeck. Da hat sich also einer im wahrsten Sinne des Wortes nach oben gearbeitet.
Inzwischen ist Atalans Geschichte schon oft erzählt worden: Als Fünfjähriger kam er mit fünf Geschwistern und seiner Mutter als kurdischer Flüchtling nach Dülmen. Er musste sich in dem neuen Land zurechtfinden – und war zwischenzeitlich von der Abschiebung bedroht.