Am Ende fielen sie sich in die Arme und blieben einen Moment lang eng umschlungen am Netz stehen. Eine Verliererin hatte es in diesem Match nicht gegeben. Es war ein großer Tag für die Familie Williams und „wir konnten an diesem Tag nur beide gewinnen“, sagte Serena Williams. Das Finale der Australian Open jedoch hatte sie für sich entschieden, die 15 Monate jüngere Schwester , mit 6:4 und 6:4. Und damit ist Serena Williams nun nicht nur wieder die Nummer eins der Tennis-Welt, sondern hat mit 23 auch mehr Grand-Slam-Titel in der Profi-Ära gewonnen, als jemals zuvor erreicht wurden. Steffi Graf hat sie überflügelt, ihre Schwester Venus schon längst. Doch dass der 36-Jährigen ihre achte Major-Trophäe verwehrt geblieben war, schmerzte die große Schwester nur kurz. Der Stolz über ihr beeindruckendes Comeback auf der großen Bühne und die innerfamiliäre Freude überwogen.
„Ich gönne es dir von Herzen, kleine Schwester“, sagte sie ihr, „es ist einfach immer wunderbar, den Namen Williams auf einer Trophäe zu sehen.“ Ihrer war zuletzt in Wimbledon 2008 eingraviert worden. Und nach der Diagnose ihrer Autoimmun-Erkrankung vor sechs Jahren hätte Venus Williams kaum jemand mehr die Rückkehr in die Top Ten und in ein Grand-Slam-Endspiel zugetraut. Doch 14 Jahre nach ihrem letzten Finaleinzug in Melbourne und acht Jahre nach ihrem bis dahin letzten Major-Endspiel in Wimbledon (beide Male unterlag sie ihrer Schwester) meldete sich die wohl härteste Kämpferin der Frauentour furios zurück.