Diesmal würde es glücken! Johan war fest davon überzeugt. Während draußen
der Wind ums Haus pfiff und ein feiner Nieselregen gegen die Scheiben wischte, setzte er
Teewasser auf und rief seinem Quantencomputer ein freundliches «An die Arbeit! » zu. Mit einem
Blinken quittierte die Spracherkennung den Zuruf, und ein leises Surren zeigte an, dass die
Datenspeicher des Rechners in den Betriebsmodus wechselten. Johan war bester Dinge. Turing sei
Dank! Weihnachten war vorüber, diese Zeit des allgemeinen Betroffenheitsbesoffenseins. Er
hatte seinen Beitrag geleistet mit einer Postkarte ans Pflegeheim seiner Mutter. Nun hatte er
endlich Zeit, sich dem neuen Algorithmus zu widmen.
Unwillkürlich suchte sein Blick das kleine Bild mit dem bärtigen Turbanträger an der Wand. «Ja, Chwarizmi», dachte er im Stillen, «diesmal bringen wir’s zu Ende. » Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi war so etwas wie Johans Privatheiliger. Der arabische Universalgelehrte hatte schließlich im 9. Jahrhundert die Null eingeführt und dem Begriff «Algorithmus» seinen Namen gegeben. Und wenn etwas göttliche Macht hatte, war es doch wohl die Kraft des Algorithmus!
Denn all das, was «Schöpfung» genannt wurde – die Entwicklung des Weltalls, die Evolution des Menschen –, war letztlich nichts anderes als eine Rechenvorschrift (wenn auch, zugegebenermaßen, eine recht komplexe). Und er, Johan Neumann, würde nun den letzten logischen Schritt gehen und einen Algorithmus für die bisher nicht programmierbaren Eigenheiten des Menschen entwerfen: für seine Träume, das Faulenzen und jene Nutzlosigkeiten, die man «Muße» nannte und gegen die selbst er nicht völlig immun war.
Diese Erkenntnis hatte ihm der
think-tracker
beschert, jenes modische Spielzeug, mit dem die Leute neuerdings nicht nur Herzschlag und Blutdruck überwachten, sondern auch ihre Gedankentätigkeit aufzeichneten.