Geordnet sollte es diesmal zugehen bei der SPD und der K-Frage. Doch die Kür geriet erneut zur Sturzgeburt. Die Nachricht, dass Gabriel zugunsten von Schulz verzichtet, kam auch für Parteifreunde überraschend. «Das, was ich bringen konnte, hat nicht gereicht», begründete Gabriel den Rückzug.
Die SPD und die K-Frage — immer spannend, immer überraschend. 2009 der Showdown am Schwielowsee mit dem Abgang von Kurt Beck, 2013 die Sturzgeburt von Peer Steinbrück als Merkel-Herausforderer. Diesmal sollte alles besser werden. Geordnet. Geplant. Mantraartig verwies die SPD-Spitze seit Monaten auf ihren Zeitplan. Am 29. Januar solle der Kandidat gekürt werden.
Auch als der Druck immer größer wurde, nachdem Merkel ihre erneute Kandidatur im November publik gemacht hatte — dröhnendes Schweigen bei den Sozialdemokraten. Das ließ Raum für Spekulationen: Greift Gabriel, der Umstrittene, diesmal zu? Wenn nicht, sei er doch als Parteichef nicht zu halten. Oder doch Martin Schulz, dem eine enge Freundschaft zu Gabriel nachgesagt wird? Und was ist mit «König Olaf» — Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, der zeigt, wie die SPD doch noch Wahlen gewinnen kann? Einst «Scholzomat», jetzt SPD-Hoffnungsträger — so geht das manchmal bei den Genossen.
Alles vorbei. Zum dritten Mal in Folge läuft die Kanzlerkandidatenkür der SPD alles andere als glatt. Zum zweiten Mal in Folge gibt es eine Sturzgeburt: Per Zeitungsinterviews wurde Martin Schulz am Nachmittag zum Kandidaten ausgerufen — kurz bevor Gabriel die SPD-Bundestagsfraktion unterrichtete.