Ein Jahr nach den Anschlägen geht in der Stadt noch immer die Angst um. Ein lautes Geräusch genügt und die Leute zucken zusammen. Derweil gedeiht in Molenbeek weiter der Extremismus.
Eddy Van Calster und Fabienne Van Steenkiste waren ein glückliches Paar. Sie hatten sich schon als Kinder im Kongo kennengelernt, arbeiteten und lebten eng zusammen. Als seine Frau am 22. März 2016 durch eine der Bomben am Brüsseler Flughafen zerfetzt wurde, kam Van Calster die Hälfte seiner Existenz abhanden. «Fabienne stand mir so nah, dass ihre Abwesenheit fast nicht zu ertragen war», sagt er. «Allein aufstehen, allein einschlafen, nicht mehr zusammen ins Restaurant gehen. All die kleinen täglichen Dinge. Man lernt nicht, damit zu leben. »
Van Calsters Schicksal, aufgezeichnet von der Zeitung Le Soir, ähnelt vielen anderen Geschichten, die in diesen Tagen in Belgien erzählt werden. Ein Jahr nach den Anschlägen, die 32 Menschen töteten und mehr als 300 Personen verletzten, viele schwer, sind Schmerz und Trauer nicht verflogen. Das gilt zunächst für Opfer und Angehörige. Ihr Leben ist aus der Bahn geraten, zum großen Teil warten sie noch auf eine finanzielle Entschädigung. Der letzte Verletzte verließ erst vor ein paar Wochen das Krankenhaus.
Aber auch die Stadt hat sich verändert. Noch immer patrouillieren Soldaten in der Metro, vor Gebäuden und auf öffentlichen Plätzen; bei größeren Veranstaltungen und vor Einkaufszentren werden Taschen kontrolliert und Körper abgetastet.