Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat im eskalierenden Streit mit Europa seine dort lebenden Landsleute dazu aufgefordert, ihren Einfluss auszuweiten – sie sollen mehr Kinder zeugen und mehr Betriebe gründen.
«Macht nicht drei, sondern fünf Kinder, denn Ihr seid die Zukunft Europas», sagte Erdogan am Freitag im westtürkischen Eskisehir. «Das wird die beste Antwort sein, die Ihr auf die Unverschämtheiten, Feindseligkeiten und Ungerechtigkeiten, die man Euch antut, geben könnt. » Der Staatspräsident kritisierte erneut das «faschistische Europa» und rief seine Anhänger dazu auf, sich dem entgegenzustellen.
Innenminister Süleyman Soylu drohte der EU, Tausende Flüchtlinge über die Grenze zu schicken. «Wenn Ihr wollt, ebnen wir jeden Monat 15.000 Flüchtlingen den Weg, die wir Euch (bislang) nicht geschickt haben, damit Ihr Euch einmal wundert», sagte er in Ankara. An diesem Samstag jährt sich der Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei zum ersten Mal.
Die Regierung setzte auch ihre spezifisch auf Deutschland abzielenden Angriffe fort. Ministerpräsident Binali Yildirim sagte bei einer Wahlkampfveranstaltung im osttürkischen Gümüshane: «In Deutschland wird die Demokratie mit Füßen getreten. » Justizminister Bekir Bozdag sagte im westtürkischen Kocaeli: «Die türkische Justiz ist zweifellos gerechter, unabhängiger und unparteiischer als die deutsche Justiz. »
In knapp einem Monat stimmen die Türken in einem Referendum über die Einführung des von Erdogan angestrebten Präsidialsystems ab.