Nordrhein-Westfalens Grünen-Chef Sven Lehmann über schlechte Umfragewerte, Differenzen zur SPD und die Frage, warum er eine Koalition mit CDU und FDP ablehnt. Ein Interview.
Herr Lehmann, die Grünen haben Alarm geschlagen, dass sie in Nordrhein-Westfalen aus dem Landtag fliegen könnten. Wie ernst steht es um Ihre Partei?
Viele Menschen gehen davon aus, dass die Grünen ganz selbstverständlich in den Landtag einziehen. Aber das ist kein Selbstläufer. Wir haben betont, dass wir dafür die Zweitstimme benötigen. Ich setze darauf, dass wir damit unsere Anhänger mobilisieren können. Wem grüne Anliegen wichtig sind, Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und eine humane Flüchtlingspolitik – muss wissen: Ohne starke Grüne fehlt diesen Anliegen eine starke Stimme in Landtag und Regierung.
Warum sind die NRW-Grünen in den Umfragen in den letzten Monaten so abgesackt?
Unsere Umfragewerte gingen runter, als Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten der SPD nominiert wurde. Außerdem stehen gerade viele unserer grünen Erfolge unter Beschuss. NRW steht jetzt vor einer Richtungswahl. Wahlkampf ist Zeit für Zuspitzung. Deswegen machen wir jetzt deutlich, wo die Unterschiede zu anderen Parteien liegen.
Hätten die Grünen sich nicht schon in der Regierung deutlicher von der SPD abgrenzen müssen?
Bürgerinnen und Bürger haben nichts von einer Regierung, die andauernd streitet. Vor einer Wahl geht es aber vor allem darum, die Unterschiede zwischen den Parteien zu verdeutlichen.
Die SPD-Politikerin Hannelore Kraft ist als Ministerpräsidentin beliebt. Fürchten Sie nicht, dass sie Ihnen auf den letzten Metern bis zur Wahl noch Wähler abspenstig machen wird?
Ja, die Gefahr besteht. Wer jetzt noch zwischen SPD und Grünen schwankt, muss wissen, dass eine Stimme für die SPD am Ende auch in einer großen Koalition landen kann.
Домой
Deutschland
Deutschland — in German Grünen-Landesvorsitzender zur Wahl: "Es wird in NRW keine Jamaika-Koalition geben"