Erstmals bietet der Evangelische Kirchentag der AfD ein Podium. Landesbischof Markus Dröge diskutiert mit einer Vertreterin der Partei. Die Abneigung ist gegenseitig.
Kann man als Christ oder Christin in der Alternative für Deutschland sein? In der Sophienkirche in Mitte war das Publikum – gefühlter Eindruck nach der Verteilung von Beifall und Zwischenrufen – am Donnerstagmittag ungefähr so positioniert, wie es in den Wahlumfragen derzeit aufscheint. Einige applaudierten der AfD-Vertreterin Anette Schultner, die keine Schwierigkeiten hat, als Christin in der Rechtspartei zu sein. Die große Mehrheit hielt es mit dem Berliner Landesbischof Markus Dröge, der dafür kein Verständnis aufbringen konnte.
Die Sophienkirche war gut gefüllt, nicht alle, die kamen, durften hinein. Die Stimmung? Zeitweise etwas aufgeregt, ein bisschen „We shall overcome“ zwischendurch, immer wieder erbitterte Zwischenrufe, auch mal höhnisches Gelächter. Aber dann doch weitgehend Sachlichkeit, wenn auch angespannt. Vor allem dieser Auftritt hatte vor dem Berliner Kirchentag die Gemüter bewegt. Es gab Kritik an der Entscheidung der Organisationsleitung, ein Podium einzuplanen, in der sich die AfD darstellen konnte. Bisher war das nicht opportun. Der katholische Kirchentag in Leipzig hatte im vorigen Jahr darauf verzichtet. Kern der Diskussion in der Sophienkirche: Nächstenliebe, und damit Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Flüchtlinge, Integration, auch Familie und Heimat.
Schultner ist keine AfD-Führungsfigur, sie vertritt eine Gruppe „Christen in der AfD“, und sie hat einen zweifachen Bruch hinter sich: Zum einen ist sie, als erklärte Konservative, aus der Union ausgetreten, zum anderen aus der evangelischen Kirche, sie ist jetzt freikirchlich engagiert.