In den Umfragen liegt die Kanzlerin derzeit klar vor dem Herausforderer Martin Schulz. Deshalb muss sie sich auf dessen Kampfansagen auch nicht einlassen.
Angela Merkel ist noch nicht im Wahlkampfmodus. Als sie am Samstag vor Urlaubern an der Ostsee auftritt, erwähnt sie die politische Konkurrenz, die SPD, nicht einmal. Sie wirbt auch nicht offensiv für die Union. „100-prozentig wird keine Partei Ihre Wünsche treffen“, gibt sie den Touristen mit auf den Weg. Sie sollten in Ruhe nachdenken, welches Angebot ihnen insgesamt am besten gefalle, rät die Kanzlerin ihren Zuhörern. Attacke klingt anders.
Am Sonntagabend im Sommerinterview der ARD ist von der gelassenen, fast fröhlichen Stimmung, die Merkel im Ostseebad Zingst verbreitet hatte, zwar nichts mehr zu spüren – die Kanzlerin wirkt angespannt, lächelt fast nie. Angriffe auf die SPD und ihren Herausforderer Martin Schulz, der sie wenige Stunden zuvor hart angegangen war und ihr unter anderem eine mangelnde Vision für Europa vorgeworfen hatte, sind von ihr aber auch hier nicht zu hören.
In der Hauptstadt holt Merkel die Tagespolitik ein: Die Fragen der Journalisten drehen sich um den G-20-Gipfel, den Streit mit Ankara um Besuche von Bundestagsabgeordneten bei deutschen Soldaten in der Türkei, um die Ehe für alle, den Kohleausstieg. Hier und da erlaubt sich die Kanzlerin allenfalls einen versteckten Seitenhieb auf Sigmar Gabriel, der zuletzt mit einer Fundamentalkritik am Ergebnis des G-20-Treffens überrascht hatte. Geärgert habe sie das nicht, sagt Merkel, sie habe sich „nur dahingehend gewundert“, weil er an der Vorbereitung und auch an vielen wichtigen Gesprächen des Gipfels beteiligt gewesen sei.