Der ehemalige SPD-Chef gilt als Befürworter einer großen Koalition und als Ministerkandidat. Aber immer mehr Sozialdemokraten favorisieren eine Zukunft ohne ihn.
Auf dem
Parteitag der SPD in Berlin hat sich Sigmar Gabriel lange zurückgehalten. Er ist nicht mehr Vorsitzender der deutschen Sozialdemokratie und Gabriel kennt den Vorwurf, dass er nicht loslassen könne. Dass er notorisch dazwischenfunke.
Also war
vom Ex-Chef
der SPD im emotionalen Streit über das Für und Wider einer möglichen neuen großen Koalition anderthalb Tage lang kein Wort zu hören.
Am Freitagabend dann aber, als die
Konzentration vieler Delegierten bereits nachgelassen hatte, zog es den deutschen
Außenminister doch noch ans Mikrofon. In der Diskussion im Tagungssaal ging es gerade um das Thema Flüchtlingspolitik, insbesondere den
Familiennachzug. Manche Parteitagsdelegierte waren der Ansicht, dass sich die
SPD hier vehement gegen einen Rechtsruck der Union stellen müsse.
Das war Gabriel dann doch zu romantisch.
Niemand zweifele das Recht auf Asyl an und der Familiennachzug müsse wieder
erlaubt werden, schmetterte der Bundesaußenminister den Delegierten entgegen.
Zu Ehrlichkeit gehöre aber auch, dass die SPD sich der Frage stellen müsse, wie
groß «eigentlich unsere Aufnahmefähigkeit ist». Die Sorgen der Bevölkerung beim Thema
Zuwanderung reiche schließlich tief in die eigene Wählerschaft hinein. «Ich weiß, das gefällt euch jetzt nicht»,
schnodderte Gabriel noch den eher spärlich applaudierenden SPD-Funktionären zu.
Aber so sei es eben.
Es war ein typischer Gabriel-Auftritt.