Домой Deutschland Deutschland — in German Die Lehre von den roten Linien

Die Lehre von den roten Linien

314
0
ПОДЕЛИТЬСЯ

Donald Trump hat mit seiner Drohung eine Eigendynamik in Gang gesetzt, die ohne Gesichtsverlust nur schwer zu stoppen sein wird. Eskaliert der Syrienkrieg?
Nach seiner Ankündigung eines Raketenangriffs auf Syrien hat US-Präsident Donald Trump seine Kriegsdrohung relativiert. Möglicherweise werde es bis zu einem Angriff noch dauern, schrieb Trump am Donnerstag auf Twitter. Dem US-Präsidialamt zufolge gibt es noch keine Entscheidung über einen Angriffsplan, doch die öffentliche Festlegung des Präsidenten hat eine Eigendynamik in Gang gesetzt, die ohne Gesichtsverlust für Trump nur schwer aufzuhalten sein wird. Auf internationaler Ebene beginnen unterdessen Versuche, die Situation zu entschärfen.
Trump wollte mit seinem neuen Tweet von Donnerstag offenbar der Kritik begegnen, er habe mit der Angriffsankündigung von Mittwoch der syrischen Regierung und Russland die Chance gegeben, sich auf einen Raketenbeschuss einzustellen. Er habe nichts über den Zeitpunkt eines Angriffs gesagt, schrieb Trump: „Könnte bald sein oder überhaupt nicht bald.“ Verteidigungsminister James Mattis und CIA- Chef Michael Pompeo hatten am Mittwoch im Weißen Haus über militärische Optionen beraten.
Medienberichten zufolge hatte die syrische Armee am Mittwoch einige Kampfflugzeuge in Bunker verlegt oder auf russischen Stützpunkten in Sicherheit gebracht. In der Hauptstadt Damaskus zog die syrische Regierung die Mitarbeiter aus Gebäuden der Sicherheitskräfte ab, die zu Zielen amerikanischer Angriffe werden könnten.
Laut der „Washington Post“ spielt die moderne russische Luftabwehr in Syrien eine wichtige Rolle bei den Überlegungen der US-Militärplaner. Die Boden-Luft-Raketen des russischen Systems S-400 gefährden Kampfjets, weshalb die Amerikaner besonders an einen Angriff mit seegestützten Marschflugkörpern oder hoch fliegenden Bombern denken.
Eine beabsichtigte oder unbeabsichtigte direkte militärische Konfrontation zwischen den USA und Russland scheint inzwischen zu drohen. „Die Gefahr ist groß“, sagt Johannes Varwick, Professor am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und europäische Politik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Es ist eigentlich ein Wunder, dass sowohl in Syrien als auch bei den zunehmenden Übungen auf beiden Seiten noch nichts passiert ist, zumal die direkten militärischen Kontakte und der Austausch über solche Fragen verbesserungsfähig sind.“ Mit der Kubakrise will der Politikexperte die Lage allerdings noch nicht vergleichen. „Die nukleare Dimension ist heute eher nicht zu befürchten“, sagt Varwick, „dennoch können kleine Vorfälle große Wirkung entfalten und die ohnehin schon eingesetzte Eskalationsspirale außer Kontrolle bringen.“
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bereitet unterdessen die Öffentlichkeit in seinem Land auf die Möglichkeit einer Militärintervention vor.

Continue reading...