Vieles, was uns das Netz gebracht hat, hätte gut in die Theorie des Philosophen gepasst. Heute sollten Clickworker und Uber-Fahrer Marx lesen.
Was lässt sich von Karl Marx heute lernen? Diese Frage stellt sich nun oft zum 200. Geburtstag des Philosophen und Gesellschaftstheoretikers. Der Autor und Medienwissenschaftler Tilman Baumgärtel versucht, sie im Bezug auf das Internet zu beantworten.
«Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen
Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen
als alle vergangenen Generationen zusammen. Unterjochung der Naturkräfte,
Maschinerie, Anwendung der Chemie auf Industrie und Ackerbau, Dampfschifffahrt,
Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, Urbarmachung ganzer Weltteile,
Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen
– welches frühere Jahrhundert ahnte, dass solche Produktionskräfte im Schoß der
gesellschaftlichen Arbeit schlummerten.»
Moment mal – das haben zwei Leute geschrieben, die der
Bourgeoisie die Macht durch Revolution entreißen wollten?
Ja, so steht es im Kommunistischen Manifest von Karl Marx
und Friedrich Engels von 1848, das als der literarische Ausgangspunkt des
Marxismus gilt.
Das Zitat zeigt auch: Marx, dessen 200. Geburtstag nun
gefeiert wird, war ein Sozialrevolutionär, aber kein Maschinenstürmer. Die
Technologie seiner Zeit nötigten ihm Bewunderung ab.