Die Regierungsbildung in Rom ist gescheitert, laut Medien kommt das dem Lega-Chef nicht ungelegen. Kritik aus Deutschland würde den Populisten bei Neuwahlen nur helfen.
Die Bemühungen um eine Regierungsbildung in Italien sind gescheitert: Am Sonntagabend hat der designierte Regierungschef Giuseppe Conte seinen Auftrag zurückgegeben. Damit ist die geplante europakritische
Regierungskoalition aus Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega vorerst gescheitert. Die deutschen Medien beschäftigen sich schon mit den Folgen: Bei möglichen Neuwahlen könnten es die deutsch-italienischen Beziehungen im Wahlkampf sein, die Lega-Chef Matteo Salivini den Zuspruch der Italiener sichern würden. Und das vor allem, weil aus Deutschland so viel Kritik komme.
Matteo Salvini, Chef der rechtspopulistischen Partei Lega Nord, die bei den Wahlen im März den größten Stimmanteil bekam, habe das «antideutsche Ressentiment systematisch geschürt», schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dem inzwischen wohl populärste Politiker Italiens käme jede Kritik und jeder Warnruf aus Deutschland zupass, weil er sich dann noch besser als «Verteidiger der gedemütigten italienischen Nation gegen die teutonischen Besserwisser aufspielen kann», heißt es in dem Kommentar. Die Krise der deutsch-italienischen Beziehungen sei für Salvini «die beste Wahlkampfmunition».
Oliver Meier von der Süddeutschen Zeitung sieht das ähnlich. Den italienischen Populisten könne nichts Besseres passieren als die zum Teil stereotypierte Kritik, die im Ausland gegen sie geäußert werde. Es gebe zwar keine Statistiken darüber, wie viel Zuspruch Salvini und seine Kollegen durch die Missgunst von außen bekämen, aber die Vermutung sei: sehr viel. «Wenn man die Italiener blöd angeht, regt sich so etwas wie ein kollektiver, fast schon patriotischer Reflex, über alle parteipolitischen Gräben hinweg», schreibt Meier. Besonders die deutsche Presse habe derzeit die Aufmerksamkeit der Italiener, vor allem nach dem bei Spiegel Online erschienenen Kommentar «Die Schnorrer von Rom». Zu dem Artikel sagte Salvini, man lasse sich das Geschimpfe der Deutschen nicht mehr gefallen.
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Deutschland — in German Presseschau zu Italien: "Nichts anderes als eine Erpressung"