Kreativ, dribbelstark, torgefährlich – von der Sorte Leroy Sané gibt es nicht viele Fußballer. Löw lässt ihn trotzdem zu Hause. Das könnte sich als Fehler erweisen.
Joachim Löw hat an diesem Montag seinen endgültigen und 23-köpfigen Kader für die WM in Russland bekannt gegeben. Dazu musste er vier Spieler streichen.
Allerdings. Joachim Löw schickt Leroy Sané nach Hause, damit hatten die wenigsten gerechnet. Tatsächlich war der kreative Flügelstürmer bei der Niederlage in Österreich schwach, auch im März gegen Brasilien gelang ihm wenig. Doch ist Sané mit einer seltenen Gabe gesegnet: dem schnellen Dribbling. Er kann Gegenspieler reihenweise nass machen. Von dieser Sorte gibt es nicht viele, wegen solcher Typen schaut man Fußball.
Sané spielt jedoch nicht nur schön, sondern auch erfolgreich. Für den englischen Meister Manchester City hat er eine hervorragende Saison hingelegt, war an 33 Toren beteiligt. Kein anderer deutscher Spieler hat einen besseren Wert. In der Premier League wurde er zum Rookie des Jahres gewählt. Außerdem wird er im Verein von Pep Guardiola, der ihm regelmäßig den Kopf wäscht, trainiert. Dessen Spieler sind meist in besonders guter Verfassung, was den zwei letzten Weltmeistern Deutschland und Spanien jeweils zugutekam. Sané wäre auf jeden Fall eine gute Wahl als Joker gewesen, gerade gegen Mannschaften, die hauptsächlich verteidigen. Und dem 22-jährigen Ausnahmetalent, der schon zum EM-Kader 2016 zählte, gehört die Zukunft. Alleine das hätte für sein Russland-Ticket gesprochen, ein Team muss wachsen.
Vielleicht trägt ihm Löw nach, dass er den Confed Cup im Vorjahr wegen einer Nasenoperation abgesagt hatte, die er hätte verschieben können. Mag auch sein, dass Sané noch kein gutes Länderspiel gemacht hat. Doch bei Individualisten wie ihm ist ein Trainer gefragt. Und ob Timo Werner, Julian Brandt, Mario Gomez oder Bayerns Ersatzspieler Sebastian Rudy, die nur in der schwächeren Bundesliga spielen, wirklich die Besseren sind? Löw muss sich seiner Sache sicher sein, denn im Falle des Misserfolgs wird man ihm den Verzicht auf Sané als Fehler vorhalten.