Nach dem G7-Fiasko stellt sich Bundeskanzlerin Angela Merkel den Fragen von ARD-Talk-Queen Anne Will. Dabei zeigt die CDU-Politikerin, wie es aussieht, wenn sie richtig wütend wird.
Wenn Angela Merkel glaubt, sich an ihr Volk wenden zu müssen, dann tut sie das im Talkshow-Sessel bei ihrer Lieblingsmoderatorin Anne Will. So war es 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. So war es 2016, als Merkel ihre erneute Kanzlerkandidatur erklärte. Und so ist es auch am Sonntagabend, wenige Stunden nachdem US-Präsident Donald Trump die seit Jahrzehnten geltende Weltordnung zertrümmert hat.
Mit seiner Blockadehaltung im Vorfeld des G7-Gipfels, seinem Benehmen während des Spitzentreffens und der Aufkündigung des bereits verbreiteten Abschlusskommuniques nach seiner Abreise hat Trump nicht nur die Führungsrolle der Vereinigten Staaten für die westliche Welt aufgegeben. Er hat auch die Verlässlichkeit der USA als Vertragspartner in Frage gestellt. Und er hat den Staats- und Regierungschefs seiner bis dato wichtigsten Alliierten unmissverständlich klar gemacht, welche Rolle die Bündnisse mit ihren Ländern aus seiner Sicht noch spielen: gar keine mehr.
Man wüsste natürlich schon gerne, wie die Kanzlerin das so findet und vor allem — wie sie darauf reagiert. Die vielen Gespräche, die ganze Vorbereitung, die öffentliche Demütigung — da muss sie doch sauer sein. Merkel so richtig wütend, das hätte was.
Um es vorweg zu nehmen: Gefühlsausbrüche der Kanzlerin wird es auch an diesem Abend nicht geben. Merkel ist kontrolliert — selbst dann, wenn sie in Fahrt kommt. Ein „ernüchterndes Erlebnis” sei das Infragestellen des mühsam ausgehandelten Kommuniques gewesen, sagt Merkel.