Maischbergers Runde nimmt den Missbrauchsbeauftragten der katholischen Kirche ins Kreuzverhör. Der flüchtet sich in butterweiche Diplomatie.
Maischbergers Talkrunde nimmt den Missbrauchsbeauftragten der katholischen Kirche ins Kreuzverhör. Doch der flüchtet sich in butterweiche Diplomatie. Am Ende bleibt Fassungslosigkeit.
Sandra Maischberger kann es nicht glauben. Sie will nicht glauben, wie die katholische Kirche mit den vielen Fällen von sexuellem Missbrauch umgegangen ist und noch umgeht. Immer wieder fragt sie nach, ob die Kirche da nicht hätte mehr machen können. Mehr machen müssen. Und dass es auf der Bischofsversammlung in Fulda am Vortag keinen Hirten gegeben hat, der von sich meinte, eigentlich zurücktreten zu müssen, weil er bei der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen Schuld auf sich geladen hat, macht sie fassungslos. «Das kann doch nicht sein!», sagt sie und scheint ehrlich entrüstet. Sie, die als erfahrene Bildschirmtalkerin schon so viele Themen an sich hat vorbeiziehen lassen, wirkt diesmal hinter all ihrer coolen Routine stark involviert.
Normalerweise kann sie darauf vertrauen, dass sie ein paar Buzzwords in die Runde wirft, und dann beginnen ihre geladenen Gäste irgendwann mit dem Ankeifen, werden immer lauter und sagen, dass man sie doch bitte mal aussprechen lassen soll. Notfalls steht auch jemand auf und stürmt aus dem Studio. Talkshowalltag.
Nicht so am sehr späten Mittwochabend. Weil der ARD-Programmplanung die Auswertung der erworbenen Fußballrechte an einem außerordentlichen Bundesligaspieltag offenbar über alles geht, darf der Maischberger-Stuhlkreis erst um Viertel vor zwölf starten, eine Stunde später als gewöhnlich.
Das passt, weil es eben auch keine gewöhnliche Talkshow wird, sondern eine Sendung, die nicht von selber läuft, in der die Gastgeberin stets im Zentrum bleibt, in der sie unermüdlich nachhaken muss, in der sie das Heft immer wieder in die Hand gedrückt bekommt, weil ohne sie nichts voran geht. Das liegt vor allem daran, dass sich 75 Minuten lang alle im Studio sehr gesittet benehmen. Für den üblichen Talkshow-Krawall taugt das Thema «Missbrauch in der katholischen Kirche: aufklären oder vertuschen?» nicht. Niemand keift. Alle ringen um Fassung. Am Ende leider vergeblich.
Am Tag vor der Sendung hat die Bischofskonferenz in Fulda vorgestellt, was ein Forscherkonsortium über Ursachen und Folgen des Missbrauchs in der katholischen Kirche herausgefunden hat. Die Zahlen allein waren niederschmetternd. Von 1670 Beschuldigten ist die Rede, von 3700 Opfern.
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