Angelique Kerber hat bei den WTA-Finals der Tennis-Damen in Singapur den Halbfinal-Einzug verpasst. Die Kielerin verlor ihr drittes Gruppenspiel gegen die US-Amerikanerin Sloane Stephens.
Die topgesetzte Angelique Kerber hat den Einzug in die Vorschlussrunde bei den WTA-Finals der Tennis-Damen in Singapur verpasst. Die Kielerin verlor am Freitag ihr abschließendes Gruppenspiel gegen Sloane Stephens (USA) 3:6,3:6. Es war die zweite Niederlage in der dritten Partie für die 30-Jährige. Zum Auftakt hatte die Wimbledon-Siegerin gegen die Niederländerin Kiki Bertens verloren, dann Naomi Osaka (Japan) bezwungen. Nach dem Erfolg von Bertens am Freitagmorgen gegen Osaka hätte Kerber Stephens schlagen müssen, um ins Halbfinale einzuziehen. Nun ist die gebürtige Bremerin wie die Japanerin ausgeschieden.
Bereits am Vortag hatten sich in der Weißen Gruppe Jelina Switolina aus der Ukraine und Karolina Pliskova (Tschechien) für das Semifinale qualifiziert.
Angelique Kerber wird am 18. Januar 1988 in Bremen geboren. Im Alter von drei Jahren zieht die Familie um nach Kiel. Dort beginnt sie mit dem Tennisspielen. Großes Talent entwickelt sie aber auch beim Schwimmen.
Die Familie wohnt über der Tennishalle, in der Kerber mehr und mehr ihr Talent unter Beweis stellt. Trainiert wird sie von ihrem aus Polen stammenden Vater Slawek. Mit 15 Jahren wird sie deutsche Jugendmeisterin und wiederholt diesen Erfolg in der Altersklasse U18 im Jahr darauf. Nach der Mittleren Reife wird sie schon 2003 Profi-Tennisspielerin.
Aller Anfang ist schwer: Mühsam muss sich Kerber auf der ITF-Tour etablieren und Punkte für die Weltrangliste sammeln. 2006 erreicht die deutsche Nachwuchshoffnung in Hasselt erstmals das Hauptfeld eines WTA-Turniers.
2007 wird Kerber erstmals ins Fed-Cup-Team berufen. Auch der Sprung in die Top 100 der Weltrangliste gelingt. Am Ende des Jahres belegt sie Platz 84. Der steile Aufstieg gerät in der Saison darauf allerdings etwas ins Stocken, obwohl sie auf der WTA-Tour zwei Achtelfinals erreicht.
2009 sorgen Verletzungen für einen bitteren Rückschlag. Zu Beginn des Jahres zieht sich Kerber eine Knieverletzung zu, die sie vier Monate außer Gefecht setzt. «Technisch und konditionell war danach alles weg», erzählt sie später. Der Absturz aus den Top 100 ist nicht zu verhindern; Kerber fühlt sich am Scheideweg ihrer Karriere: «Ich glaube, ich wusste nicht genau, was ich will; ich hatte nie den richtigen Plan.»
2010 sieht die Welt schon wieder besser aus. Kerber macht weiter — und wie es scheint, besser denn je. Auch bei den Grand Slams lässt sie aufhorchen, erreicht zu Beginn der Saison bei den Australian Open in Melbourne und später auch in Wimbledon jeweils die dritte Runde…
… und zieht in Bogota erstmals in ein Endspiel auf der WTA-Tour ein. Dort muss sie sich zwar der kolumbianischen Lokalmatadorin Mariana Duque Marino in zwei Sätzen geschlagen geben, aber der Aufwärtstrend ist unverkennbar. Zumal sie später in der Saison auch ins Halbfinale beim Turnier in Luxemburg stürmt.
Dem Höhenflug folgt 2011 ein kapitaler Absturz. Die Karriere hängt am seidenen Faden, die Tennisspielerin stellt sich selbst in Frage. Nach der Erstrunden-Niederlage in Wimbledon — der zwölften der Saison — rätselt sie: «Es gibt drei Möglichkeiten: So weitermachen wie bislang, etwas Grundlegendes ändern oder mit dem Tennis aufhören.»
Kerber erholt sich im Tenniscenter «Angie» ihrer Großeltern im polnischen Puszczykowo und erkennt, was ihr der «weiße Sport» bedeutet. Die Kielerin macht nicht nur weiter, sondern wechselt auch in die Tennisakademie der früheren Profis Alexander Waske und Rainer Schüttler nach Offenbach. Benjamin Ebrahimzadeh wird ihr neuer Trainer.
Der Erfolg stellt sich verblüffend schnell ein. Nur wenige Wochen später schafft das wie verwandelt wirkende «Mauerblümchen» von einst ihr bestes Ergebnis auf der Tennis-Tour. In Flushing Meadows startet die ungesetzte Kerber grandios durch und zieht 15 Jahre nach Steffi Graf als erste Deutsche wieder ins Halbfinale der US Open ein. Dort verliert sie unglücklich gegen Samantha Stosur aus Australien, die dann auch das Turnier gewinnt.
Höhenflug statt Ende der Karriere. Kerber wird nach ihrem unverhofften Triumph gefeiert. «Aus einer mitunter ängstlich auftretenden Spielerin ist ein selbstbewusster Profi geworden», schreibt «Die Welt». Das Rampenlicht gefällt ihr zwar immer noch nicht besonders, aber das neue Selbstbewusstsein ist unverkennbar.
2012 geht es weiter bergauf. Der neue Trainingsplan und der Verzicht auf die geliebten Süßigkeiten zahlen sich aus.