Die Jesidin Nadia Murad und der Kongolese Denis Mukwege erhalten den Friedensnobelpreis. Ausgezeichnet wird ihr Einsatz für die Opfer sexueller Gewalt.
Der 3. August 2014 wirft sie aus dem Leben. Denn an diesem Tag bricht mit zerstörerischer Wucht das Grauen in ihren Alltag hinein. Terroristen des „ Islamischen Staats “ (IS) überfallen das nordirakische Dort Kocho im Sindschagebirge. Es ist damals Nadia Murads Heimat und das ihrer jesidischen Familie.
Die junge Frau muss mitansehen, wie die Extremisten junge wie alte Männer abschlachten. Murads Mutter und sechs ihrer Brüder werden auch ermordet. 40 Angehörige kommen bei diesem Massaker ums Leben. Es sind 40 von vermutlich 5000. So viele Jesiden fallen dem Völkermord zum Opfer. 7000 Frauen und Kinder werden verschleppt. Unter ihnen ist auch Nadia Murad. Ein Martyrium beginnt. In der Großstadt Mossul wird die 21-Jährige von Dschihadisten als Sexsklavin missbraucht, von Mann zu Mann gereicht, immer wieder vergewaltigt. Die IS-Kämpfer sehen in den Jesiden ungläubige „Teufelsanbeter“, mit denen man verfahren kann, wie es einem beliebt. Sexuelle Gewalt als Waffe – ein Kriegsverbrechen.
Doch Nadia Murad gelingt nach traumatischen Monaten die Flucht. Heute lebt die schüchtern wirkende junge Frau in Deutschland, hat durch ein badenwürttembergisches Hilfsprogramm für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder ein neues Zuhause gefunden. Und die 25-Jährige erzählt darüber, was sie durchmachen musste. Ermutigt andere Jesidinnen, über ihr traumatisches Schicksal zu berichten, appelliert als UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel an die Welt, nicht wegzusehen, sondern genau hinzuschauen. Denn der Genozid an der Minderheit ist nicht beendet. Experten gehen davon aus, dass noch mehrere Tausend Frauen von den „Gotteskrieger“ gefangengehalten werden.