Frankreich: Islamischer Hintergrund nicht bestätigt – Nach dem Terrorangriff am Straßburger Weihnachtsmarkt sucht die Polizei nach dem Täter. Dieser war den Behörden bereits bekannt. Mehr Informationen im Live-Ticker.
Angriff am Straßburger Weihnachtsmarkt: Nach aktuellen Angaben kamen zwei Menschen ums Leben, neun wurden schwer verletzt. Nach dem Täter wird gefahndet. Eine Flucht nach Deutschland ist nicht ausgeschlossen.
Die Präfektur der Départements Grand-Est und Bas-Rhin hat die Zahl der Toten korrigiert. «Die provisorische Bilanz der Schießerei in Straßburg beläuft sich auf insgesamt 16 Opfer. Darunter sind zwei Tote, neun Schwerverletzte und fünf Leichtverletzte.» Zuvor war von drei Toten und acht Schwerverletzten die Rede.
Zwischen dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Straßburg und dem Nachbarland Belgien besteht nach Angaben des belgischen Krisenzentrums keine Verbindung. Dies sagte der belgische Justizminister Koen Geens am Mittwoch einem dem Sender Radio 1, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Verbindungen zwischen Terroranschlägen in Frankreich und Belgien gegeben. Die Anschläge in Paris im November 2015 und in Brüssel im März 2016 sollen von derselben Zelle der Terrormiliz Islamischer Staat begangen worden sein.
Es bestehe kein Grund, die Sicherheitsstufe in Belgien anzuheben, sagte Koens. Seit den Anschlägen auf den Flughafen und das U-Bahn-System Brüssels 2016 mit 32 Toten ist die Terroralarmstufe aber ohnehin erhöht.
Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Dienstagabend sei den belgischen Sicherheitsbehörden nicht bekannt gewesen, sagte Koens. Die Suche nach dem Mann werde jedoch auf beiden Seiten der französisch-belgischen Grenze fortgesetzt. Es sei allerdings nicht zu 100 Prozent klar, ob der Mann mit dem Auto geflohen sei.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sein Beileid wegen des Angriffs auf den Straßburger Weihnachtsmarkt ausgesprochen. «Mit großer Trauer habe ich von dem feigen Anschlag» erfahren, bei dem drei Menschen getötet und 13 weitere verletzt wurden, erklärte Steinmeier am Mittwoch. Er sei in Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer und bei den Verletzten. «Ihnen allen wünsche ich Kraft für die vor ihnen liegende schwere Zeit», fügte der Bundespräsident hinzu.
Viele Pendler an der deutsch-französischen Grenze stehen wegen der Grenzkontrollen teils stundenlang im Stau. Die Situation ist schwierig, das Verständnis bei den Betroffenen überwiegend groß. Das berichtet das elsässische Nachrichtenportal 20minutesstras.
Beaucoup de travailleurs franco-allemands sont bloqués depuis deux ou trois heures dans ces bouchons. Une situation compliquée pour la plupart mais comprise par tous, globalement pic.twitter.com/lUpI1FfGwX
Frankreichs Justizministerin Nicole Belloubet spricht im französischen Fernsehen über die Lage in ihrem Land: «Wir sehen uns nicht dazu veranlasst, den Notstand auszurufen. Die Sicherheitslage im ganzen Land wird erhöht, aber mit den Anschlägen von Paris ist die Situation nicht vergleichbar.»
In Straßburg bleibt der Weihnachtsmarkt geschlossen. Schulen, Kindergärten und andere öffentliche Einrichtungen sind geöffnet. Eltern wird geraten, ihre Kinder heute zuhause zu behalten.
➡️ Le Maire a annoncé, pour aujourd’hui, la fermeture du Marché de Noël. ➡️ Les écoles maternelles et primaires sont ouvertes pour accueillir les enfants même s’il est recommandé aux parents qui le peuvent de les garder chez eux.
We will resume the session at ten this morning with a minute of silence for the victims of the attack yesterday. #strasbourg
Die deutsche Grünen-Politikerin Theresa Reintke, Mitglied des Europäischen Parlaments, sagt: «Wir werden die Sitzung mit dem Einlegen einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags um 10 Uhr fortsetzen.»
«Man sollte vorsichtig sein, bereits von einem Attentat zu sprechen. Ein islamistischer Hintergrund kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht bestätigt werden», sagt Laurent Nuñez, Staatssekretär im französischen Innenministerium gegenüber der französischen Presse. Er ergänzt dennoch: «Der vermeintliche Täter ist den öffentlichen Behörden bekannt. Auch in Bezug auf radikale religiöse Positionen».
Grünen-Chef Robert Habeck hat westliche Gesellschaften davor gewarnt, sich von Angst leiten zu lassen. Aus Furcht vor dem Terror dürfe keine «Gesellschaft der Angst» errichtet werden, sagte Habeck am Mittwoch im Deutschlandfunk. Andernfalls hätten die Täter ihr Ziel erreicht. Habeck forderte, an freiheitlichen Werten, an Toleranz und an rechtsstaatlichen Verfahren und Selbstverständnis festzuhalten. «Gleichwohl muss man natürlich sagen, dass Täter, Gefährder hart unter Kontrolle genommen werden müssen.»
Die französische Regierung schließt nicht aus, dass der Straßburger Attentäter nach Deutschland geflüchtet sein könnte. «Aber was ich sagen möchte, ist, dass natürlich sofort die Grenzschließung sichergestellt wurde und Straßburg (…) abgeriegelt wurde», sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Laurent Nuñez, am Mittwochmorgen gegenüber RTL. Dass der Täter dennoch ins benachbarte Deutschland geflohen sein könnte, könne aber nicht ausgeschlossen werden.
Die Rechtspopulistin Marine Le Pen warnt vor einer Bedrohung durch den Islamismus in Frankreich: «Man muss wissen, Straßburg ist eine Festung des islamistischen Fundamentalismus», sagte sie dem Fernsehsender France 2 am Mittwoch. Ein aus dem Ausland finanzierter Salafismus breite sich im Land aus.
Sie verstehe nicht, warum man sich in ihrem Land weigere, gegen den Fundamentalismus vorzugehen. Es handele sich um eine «tödliche Ideologie», die binnen sechs Jahren 250 Tote und Hunderte Verletzte in Frankreich gefordert habe.
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Deutschland — in German Live-Ticker zum Anschlag in Straßburg: Flucht des Täters nach Deutschland nicht ausgeschlossen