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Wie Sklaven gehalten: Tönnies-Mitarbeiter packen über ihren Arbeitgeber aus

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Nach dem Corona-Ausbruch bei der Fleischfabrik Tönnies rücken die Arbeitsbedingungen bei der Firma in den Vordergrund der Diskussion. In einem Buch berichten Mitarbeiter über ihre Lage und bezichtigen Tönnies, sie wie Sklaven zu halten.
Der Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück offenbart zunehmend die Missstände in der Fleischindustrie. Gestern wurde in Rheda-Wiedenbrück das Buch «Das Schweinesystem. Aufhebung der Werkverträge und des Subunternehmertums» vorgestellt. Ex-Mitarbeiter erheben darin schwere Vorwürfe gegen ihren einstigen Arbeitgeber Tönnies. Kakerlaken in Backöfen
In dem von «Jour Fix Gewerkschaftslinke Hamburg» herausgegebenen Buch berichten die ehemaligen Werkvertragsarbeiter über psychischen und körperlichen Stress, angeblich brutale Vorarbeiter, zu lange Arbeitszeiten, unbezahlte Überstunden, mangelnden Arbeitsschutz, Drohungen und Gesundheitsgefährdung. Sie erzählen von unzumutbaren Wohnverhältnissen und Ausbeutung. Ihre Erlebnisse schildern sie unter den Pseudonymen Ben und Vasile. Vasile: «Wenn du zum Beispiel Kontakt zur Gewerkschaft hattest, fliegst du raus.» Sein ehemaliger Kollege Ben berichtet: «Meine längste Schicht ging 21 Stunden. Geld habe ich für die Überstunden nicht gesehen. Auch wenn ich 15 Stunden gearbeitet habe, wurden mir nur acht bezahlt.»
Einmal habe er sich an der Hand verletzt. Der Vorarbeiter habe ihn jedoch angewiesen, weiter zu arbeiten. Nach drei Tagen sei die Hand schwer entzündet gewesen; als er deswegen krank zu Hause bleiben musste, wurde ihm mit Kündigung gedroht. In den Unterkünften seien Kakerlaken in den Backöfen herumgelaufen, im Zehnbett-Zimmer habe er am Tag kaum schlafen können. Das Fazit der beiden Männer, die aus Rumänien kommen: «Wir wurden wie Sklaven behandelt.»
Tönnies äußerte sich auf FOCUS-Online-Anfrage zunächst nicht zu den Vorwürfen. Pfarrer: «Schuften sich zu Tode»
Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich bestätigt im Gespräch mit FOCUS Online die Vorwürfe. Er kämpft seit acht Jahren für bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie und vor allem gegen die Werkverträge für die Arbeiter, die überwiegend aus Bulgarien und Rumänien kämen. Der Geistliche zeigte FOCUS Online Abrechnungen, auf denen ein anderer Fleischproduzent den Arbeitern etwa Kosten für die Nutzung von Sicherheitsschuhen oder Messern berechnete. Kossen kennt viele Arbeiter persönlich, da sein Bruder als Internist in Vechta täglich Arbeitsmigranten, Frauen wie Männer, aus Rumänien, Bulgarien und Polen behandelt.
«Viele Arbeiter werden über die Jahre hinweg chronisch krank», berichtet Pfarrer Kossen. «Sie gehen nicht oder zu spät zum Arzt, weil sie Angst haben, ihren Job zu verlieren. Sie sind eingeschüchtert und teilweise in einem katastrophalen körperlichen wie mentalen Zustand. Sie schuften sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode, haben keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung und bezahlten Urlaub.» Krankenversichert seien die Arbeiter hingegen. «Wenn sie sich behandeln lassen dürfen, sind sie versichert», sagt Peter Kossen. Was er damit meint: «Die Subunternehmer bauen einen ungeheuren Druck auf.

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