Um Geständnisse und Tatversionen ging es in den vergangenen Wochen im Lübcke-Prozess vor dem Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt. Am Dienstag kam mit der Aussage des Sohnes Jan-Hendrik Lübcke die menschliche Dimension des Falls zur Sprache.
Für andere war Walter Lübcke Kasseler Regierungspräsident, Ex-Landtagsabgeordneter, Parteifreund. Für Jan-Hendrik Lübcke war er „Papa“ — das Kosewort rutscht dem 30-Jährigen immer wieder über die Lippen, wenn er, um Sachlichkeit bemüht, die Nacht im Juni 2019 schildert, als er seinen Vater leblos auf der Terrasse fand. Als erstes Mitglied der Familie sagt der großgewachsene Mann, der seinem Vater ähnlich sieht, am Dienstag vor dem Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt aus. „Die Tätigkeit als Regierungspräsident, das war seine Erfüllung“, sagt er, schildert seinen Vater als weltoffenen und „wirklich lebensfrohen“ Menschen, als guten Vater. „Er hat uns immer den Rücken gestärkt.“ Jan-Hendrik Lübcke war in der Tatnacht von einem Besuch auf der Kirmes zurückgekehrt und hatte sich nichts Schlimmes gedacht, als er seinen Vater auf der Terrasse sah. „So saß er da, wenn ich das mal demonstrieren darf“, sagt er und lehnt sich mit zurückgebeugtem Kopf und seitlich hängenden Armen im Zeugenstuhl zurück. Eine nicht mehr brennende Zigarette habe sein Vater zwischen den Fingern gehalten.
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Deutschland — in German „Papa, komm, wach auf“: Lübcke-Sohn schildert Erlebnisse aus Tatnacht vor Gericht