Seit Sommerende klettern die Zahlen immer schneller, jetzt auf einen Rekordwert. Es gibt neue Auflagen – verbunden mit der Warnung: Es könnte nicht ausreichen.
Nur wenige Stunden nach der Bund-Länder-Runde im Kanzleramt, bei der neue Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie beschlossen wurden, gab es neue schlechte Nachrichten: In Deutschland ist die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus wieder sprunghaft gestiegen – auf einen höheren Wert als im Frühjahr gestiegen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden binnen eines Tages 6638 neue Ansteckungsfälle erfasst. Das sind rund 1500 mehr als am Mittwoch. Bei den Neuinfektionen muss berücksichtigt werden, dass auch mehr Infektionen diagnostiziert werden, weil deutlich mehr getestet wird als im Frühjahr. Allerdings steigt auch die Rate der positiven Tests deutlich. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach dem Treffen mit den Ministerpräsidenten sehr deutlich gemacht, dass sie die getroffenen Beschlüsse für nicht ausreichend hält. Am Donnerstagmorgen sagte Merkels Kanzleramtschef Helge Braun im ARD-„Morgenmagazin“, die Beschlüsse seien ein wichtiger Schritt, würden aber vermutlich nicht ausreichen. „Und deshalb kommt’s jetzt auf die Bevölkerung an. Dass wir nicht nur gucken: Was darf ich jetzt? Sondern wir müssen im Grunde genommen alle mehr machen und vorsichtiger sein als das, was die Ministerpräsidenten gestern beschlossen haben.“ Braun sprach von einer „enormen Infektionsdynamik“. Deutschland stehe am Beginn einer „sehr großen zweiten Welle“. Bund und Länder hatten beschlossen, dass es unter anderem eine erweiterte Maskenpflicht in Regionen geben soll, in denen binnen sieben Tagen mehr als 35 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert werden. Bei privaten Feiern sollen in Corona-Hotspots mit einem Inzidenzwert von 35 je nach Räumlichkeit 15 bis 25 Teilnehmer erlaubt sein. Bei einem Inzidenzwert von 50 sinkt die Maximalzahl auf zehn Menschen – oder Angehörige von zwei Hausständen. Ebenfalls bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen soll eine Sperrstunde um 23.00 Uhr für die Gastronomie verhängt werden. Bars und Clubs sollen geschlossen werden. Eine bundeseinheitliche Regelung über das umstrittene Beherbergungsverbot für Menschen aus innerdeutschen Risikogebieten wurde vertagt. Merkel hatte bereits nach dem Treffen gesagt: „Wir haben es mit einer Jahrhundert-Herausforderung zu tun. Was wir jetzt tun und nicht tun, wird entscheidend sein für die Frage, wie wir durch diese Pandemie kommen.“ Deutschland sei „bereits in der exponentiellen Phase“ der Pandemie-Ausbreitung, warnte die Kanzlerin. Es müsse verhindert werden, dass diese Entwicklung so weitergehe – „sonst wird das kein gutes Ende nehmen.“ Merkel sprach von weiteren Verschärfungen: „Wir reden von Kontaktbeschränkungen.“ Man müsse jetzt sehen, ob etwa die Sperrstunde 23.