Ein eingeschränkter Bewegungsradius in Gebieten mit hohen Infektionszahlen soll in Deutschland künftig Kontakte verhindern. Doch das Vorhaben lässt sich kaum kontrollieren und wirft auch sonst viele Fragen auf.
Ein eingeschränkter Bewegungsradius in Gebieten mit hohen Infektionszahlen soll in Deutschland künftig Kontakte verhindern. Doch das Vorhaben lässt sich kaum kontrollieren und wirft auch sonst viele Fragen auf. Wirkt einfallslos: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auf der Suche nach den Gründen, weshalb Deutschland die Pandemie im Frühling besser gemeistert hat als bisher im Winter, kommt man schnell auf das hohe Gut der Glaubwürdigkeit in der Politik. Der erste Lockdown funktionierte auch, weil Bund und Länder gemeinsam handelten und die meisten Menschen von der Sinnhaftigkeit geschlossener Läden und Restaurants überzeugt waren. Schliesslich war der Effekt sichtbar: Schon nach wenigen Wochen sanken die Infektionszahlen deutlich. Fast ein Jahr später ist die Stimmung eine andere. Das Hin und Her in der Corona-Politik der vergangenen Monate hat Zweifel und Überdruss produziert. Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung in dieser heiklen Phase das angekratzte Vertrauen der Bevölkerung nicht weiter auf die Probe stellt. Bei den jüngsten Lockdown-Beschlüssen hätte sie daher besonders darauf achten müssen, dass die Regeln verhältnismässig, umsetzbar und kontrollierbar sind. Stattdessen ist nun ganz Deutschland damit beschäftigt, abzumessen, welche Aktivitäten und Besorgungen innerhalb von 15 Kilometern um den eigenen Heimatort herum noch möglich sind. Dieser Bewegungsradius gilt künftig ab einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 200 Corona-Fällen pro 100 000 Einwohner.