Hermann Otto Solms, Alterspräsident des Deutschen Bundestages, bemüht sich seit drei Wochen um einen Impftermin — vergeblich. «Wer ist eigentlich in Deutschland wofür verantwortlich?», fragt er sich. «Das würde ich gerne mal wissen.»
Der FDP-Politiker Hermann Otto Solms, Alterspräsident des Deutschen Bundestages, bemüht sich seit drei Wochen um einen Impftermin — vergeblich. Er habe «alle möglichen Leute angerufen», sagt er im Interview mit ntv.de, um herauszufinden, wer verantwortlich für die Probleme sei. Ergebnis: «Keiner fühlte sich zuständig. Das ist eine typische Antwort in einem Verwaltungs- und Beamtenstaat, wo die Verantwortung immer weitergeschoben wird.» ntv.de: Herr Solms, Sie sind im vergangenen November 80 Jahre alt geworden. Haben Sie schon einen Termin für Ihre Corona-Impfung bekommen? Hermann Otto Solms: Nein. Ich versuche seit drei Wochen täglich einen Impftermin zu bekommen. Es ist mir bisher nicht gelungen. Was haben Sie bei Ihren Bemühungen alles erlebt? Die Leitung der Impf-Hotline ist ständig besetzt. Sie bekommen gegenwärtig in Hessen diese Auskunft: «Aufgrund der geringen Menge an Impfstoff, die der Bund zur Verfügung gestellt hat, sind aktuell keine Impftermine möglich.» Damit werden die Leute abgespeist. Anstatt dass man sie zum Beispiel auf eine Liste nimmt und sie informiert, wann sie geimpft werden können. Haben Sie eine Tendenz, wann Sie einen Impftermin bekommen? Das kann ich nicht beantworten. Ich hoffe noch in diesem Jahr (lacht). Ich gehöre zur ersten Gruppe als über 80-Jähriger. Ich habe auch Bekannte und Verwandte in meinem Alter und keiner hat bis jetzt einen Impftermin. Man muss mit aller Ernsthaftigkeit sagen: Es geht hier um Leben und Tod. Das ist kein Spiel. Es sterben laufend Leute, die hätten geschützt werden können. Das ist eine Kernverantwortung der Bundesregierung und dabei hat sie versagt. In Israel werden bereits die Enkel geimpft und bei uns warten die Großeltern auf einen Termin. Wie ist das zu erklären? Ich jedenfalls kann es nicht erklären. Ich sehe darin ein eklatantes Fehlverhalten der Bundesregierung. Sie hat sich von Anfang an darauf eingelassen, dass Europa sich darum kümmert und den Impfstoff kauft. Europa hat aber zu spät gehandelt. Die Amerikaner haben auch am Anfang deutlich mehr Geld eingesetzt als Europa, das mehr Einwohner hat. Da wissen Sie doch, wo der Impfstoff hingeht. In dem Moment hätte der Bundesgesundheitsminister unverzüglich — über die europäischen Kapazitäten hinaus — mehr für Deutschland einkaufen müssen. Das hat er versäumt. Also ein Planungs-Desaster? Es hätten bis jetzt sicher ein bis zwei Millionen Deutsche mehr geimpft sein können.