Jedes Jahr sterben in Russland Menschen durch Eiszapfen, die sich von Hausfassaden lösen.
Moskau (dpa) — Die Häuser schneebedeckt, die Dächer mit Eiszapfen verziert: Ausgerechnet dann, wenn Russlands Städte aussehen wie gemalt, kann es für Fußgänger richtig gefährlich werden. Jedes Jahr sterben auf den Gehwegen Menschen, weil sich über ihren Köpfen Zapfen aus gefrorenem Wasser lösen und — mitunter meterlang und spitz wie ein Speer — in die Tiefe stürzen. Erst jüngst wurde ein Zwölfjähriger in der Nähe von Moskau von einem riesigen Eisstück getroffen. Der Junge hatte Glück im Unglück: Er überlebte und wurde mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht. In Kasan an der Wolga erlitt ein 17-Jähriger nach einem ähnlichen Vorfall eine Gehirnerschütterung. Doch nicht nur Eis, auch Schnee kann zur Gefahr von oben werden, erst recht nach den zuletzt massiven Schneefällen in Teilen des Landes. Rutschen Schneemassen nach unten, können sie Menschen lebendig begraben. Werden sie zu schwer, können sie Hausdächer zum Einsturz bringen. Um das zu verhindern, verpflichtet das russische Gesetz Hauseigentümer, Schnee nicht nur auf den Straßen wegzuräumen, sondern auch auf den Dächern — Eiszapfen inklusive. Und so sieht man nach jedem Schneefall Menschen in dicker orangener Arbeitskleidung auf Dächern um die Wette schaufeln. Doch nicht überall werden die Vorschriften konsequent umgesetzt — oder zumindest nicht rechtzeitig: Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen oder Menschen landen im Krankenhaus.