Ein Jahr Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt stark verändert. Manche Branchen leiden, andere boomen. Homeoffice hat sich in einigen Bereichen etabliert, gleichzeitig fiel für viele Familien Schule …
Ein Jahr Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt stark verändert. Manche Branchen leiden, andere boomen. Homeoffice hat sich in einigen Bereichen etabliert, gleichzeitig fiel für viele Familien Schule und Kinderbetreuung zeitweise weg. Der aktuelle «Global Gender Gap Report» des Weltwirtschaftsforums kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen beim Streben nach Gleichberechtigung in der Corona-Krise um Jahre zurückgeworfen wurden. Auch Analysen des Karrierenetzwerks LinkedIn, das Daten für den Report zugeliefert hat, bestätigen, dass es jobmäßig kein gutes Jahr für Frauen war. Sind Frauen die großen Verlierer der Pandemie? Und was muss getan werden, um das zu ändern? Der stern hat mit LinkedIn -Managerin Barbara Wittmann und Spitzenpolitikerin Dorothee Bär (CSU) über ihren Blick auf das Thema gesprochen. Frau Wittmann, Ihre Studie kommt zu dem Schluss, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt weltweit von der Pandemie stärker betroffen sind als Männer. Trifft das auch für Deutschland zu? Barbara Wittmann: Ja, diesen Trend sehen wir auch in Deutschland. Der Knick bei den Neueinstellungen im vergangenen Jahr hat Frauen stärker betroffen als Männer. Außerdem wurden weniger Frauen in Führungspositionen eingestellt. Woran liegt das? Wittmann: Ein Grund ist, dass einige Branchen, in denen überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten, besonders stark betroffen waren, zum Beispiel der Tourismus. Unsere Daten zeigen aber auch, dass Männer häufiger als Frauen in boomende Bereiche wie die Tech-Branche wechseln. Wir sehen, dass Männer auch mit einem weniger passenden Kompetenzprofil häufiger in diese Bereiche wechseln als Frauen, das heißt, es scheint für Frauen schwerer zu sein, in diesen Bereichen Fuß zu fassen. Frauen sind in der Pandemie noch vorsichtiger geworden, was eine berufliche Veränderung angeht. Frau Bär, Sie haben sich als familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Familienpolitik beschäftigt, sind jetzt Digitalstaatsministerin im Kanzleramt. Sehen Sie auch, dass berufstätige Frauen bei uns die Verlierer der Pandemie sind? Dorothee Bär: Das würde ich nicht pauschal sagen. Man hat im letzten Jahr auch gemerkt, wie systemrelevant Frauen sind. Gleichzeitig standen sie in besonders starkem Maße unter einer Doppelbelastung: Denn es waren häufig sie, die Homeschooling und Homeoffice jongliert haben und die Kinderbetreuung am Nachmittag ersetzt haben, wenn Musikunterricht oder Sportverein weggefallen sind. Darin hat sich schon deutlich gezeigt, dass es immer noch eine große strukturelle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern gibt. Schul- und Kitaschließungen in der Pandemie haben Frauen, die ohnehin Job und Familie vereinbaren müssen, sicher nicht geholfen. Hätte man die Einrichtungen offen lassen sollen? Bär: Die Kita- und Schulschließungen haben Familien natürlich insgesamt belastet: Sicher sind viele Mütter betroffen, aber auch an den Vätern ist das nicht spurlos vorbeigegangen. Ich habe selber drei schulpflichtige Kinder und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Homeschooling in mehreren Altersstufen plus Job eher schlecht zusammengehen. Die Politik muss hier immer abwägen, was für den Gesundheitsschutz zur Eindämmung der Pandemie notwendig und verhältnismäßig ist.
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USA — mix Sind Frauen die Verliererinnen der Pandemie? "Es gibt eine große strukturelle Ungleichheit"