Angela Merkel und Emmanuel Macron haben recht: Wenn ein Gipfel Russlands mit den USA drin liegt, müsste eine europäisch-russische Spitzenrunde erst recht möglich sein. Zwischenfälle wie jüngst im Schwarzen Meer zeigen den Bedarf an einem besseren Management des Ost-West-Konflikts. Die EU wird gegenüber Moskau umso stärker auftreten können, je geschlossener sie ist — und je besser sie sich mit den USA abstimmt. Eine Analyse von Matthias Koch.
Wenn Joe Biden mit Wladimir Putin redet, ist das zwar schön, es reicht aber nicht aus. Diese selbstbewusste europäische Linie vereinbarten Angela Merkel und Emmanuel Macron offenbar schon am vorigen Freitagabend, bei einem physischen Tête-à-tête im Berliner Kanzleramt. Gestern Abend, beim EU-Gipfel in Brüssel, servierten die beiden dann – parallel zum Dinner – ihren Plan den 25 übrigen Staats- und Regierungschefs: Wie wäre es mit einem europäisch-russischen Gipfel? Tatsächlich ist dies eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Denn erstens sind die 447 Millionen EU-Europäer ohnehin viel näher dran an sämtlichen Konfiktlinien im Verhältnis zu Moskau. Zweitens ist die EU inzwischen erwachsen, sie kann auch selbst mitreden, nicht als Zuschauerin, sondern als weltpolitische Spielerin. Oder etwa nicht? Fest steht nur eins: Wenn sich Europa nicht rührt, werden alle anderen Weltmächte es stumm im Wartesaal der Geschichte sitzen lassen.