Es hätte das glorreiche Ende der «Einbahnstraße Richtung Freiheit» sein sollen: Menschen, die sich in den Armen liegen, in vollen Clubs die Nacht durchtanzen und die Masken fallen lassen.
London. Es hätte das glorreiche Ende der «Einbahnstraße Richtung Freiheit» sein sollen: Menschen, die sich in den Armen liegen, in vollen Clubs die Nacht durchtanzen und die Masken fallen lassen. So die Vision von Boris Johnson, der über Monate hinweg seinen «vorsichtigen, aber unumkehrbaren Weg» pries, an dessen Ende der lang ersehnte «Freedom Day» stehen sollte. Diesen Tag der Freiheit erlebt England nun auch — doch von Vorsicht kann keine Rede mehr sein. Und im Fall von Boris Johnson auch nicht von Freiheit. Der Premierminister ist als enger Kontakt seines infizierten Gesundheitsministers seit dem Wochenende in Quarantäne. Die englische Corona-Strategie steht nun ganz unter dem Motto: Eigenverantwortung. Masken sind seit Montag an den meisten Orten freiwillig, genauso wie Abstandhalten. Es gibt keine Beschränkungen mehr für Clubs oder private Partys, auch Theater und Kinos dürfen ihre Säle voll besetzen. Tausende Feierwütige begrüßten ihre neugewonnene Freiheit schon in den frühen Morgenstunden mit der ersten Clubnacht seit Monaten. Währenddessen lässt die hochansteckende Delta-Variante die Zahl der Corona-Infizierten in Großbritannien immer weiter ansteigen — ein Abflachen der Welle ist nicht in Sicht, die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 376.