Bereits Anfang August geht in den ersten Bundesländern die Schule wieder los – während durch die Delta-Virusvariante die Inzidenzen rasant steigen. Lehrerverbände bringen deshalb schon jetzt erneuten Wechselunterricht ins Spiel. Das ist hochumstritten.
I n der Sekundarschule Landsberg im Saalekreis in Sachsen-Anhalt ist der Ernstfall bereits eingetreten. Nach mehreren Infektionen mit der Delta-Variante des Coronavirus wurde der Schulbetrieb bis zu den Sommerferien, die dort an diesem Donnerstag beginnen, geschlossen. Damit wolle man eine weitere Ausbreitung verhindern, teilte das Landratsamt in Merseburg mit. Sachsen-Anhalt ist eines der letzten Bundesländer, die jetzt in die Ferien gehen. Kommende Woche folgen nur noch vier Länder, dann ist ganz Deutschland im Schulferienmodus. Doch bereits Anfang August geht die Schule in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg und in den Stadtstaaten Hamburg und Berlin wieder los. Und der Vorfall in Landsberg zeigt, worauf sich die Schulen einstellen müssen: Delta ist überall auf dem Vormarsch, und die hoch ansteckende Corona-Mutation verbreitet sich besonders unter ungeimpften jüngeren Menschen rasant. In der Hauptstadt Berlin etwa ist die Inzidenz seit der vergangenen Woche um 111 Prozent gestiegen, sie liegt nun schon wieder bei 18. Vor allem die 15- bis 29-Jährigen sind hier überproportional betroffen. In zweieinhalb Wochen geht auch hier die Schule wieder los. Geplant ist ein Schulstart im uneingeschränkten Regelbetrieb, inklusive Klassenfahrten, Exkursionen und AGs, je nach Lage ergänzt durch Masken und Tests, darauf hatten die Kultusminister sich im Juni geeinigt. Lehrerverbände sind angesichts der jüngsten Entwicklung aber bereits hoch besorgt. „Mittlerweile ist die vierte Welle nicht mehr nur Schreckgespenst, sondern reale Option der weiteren Ausbreitungsentwicklung. Dementsprechend müssen die Hygieneschutzmaßnahmen auch weiter eingehalten werden“, sagt etwa Udo Beckmann, der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung. Die Lehrkräfte seien zwar inzwischen mit überwältigender Mehrheit geimpft, sodass eine Infektion für sie nicht mehr lebensbedrohlich sei, so Beckmann. „Die Politik darf aber nicht außer Acht lassen, dass auch Kinder schwere Verläufe entwickeln und,Long Covid’ bekommen können. Den Unterricht nach den Ferien fortzusetzen, als wäre nichts, ist unterlassene Hilfeleistung.“ Auch Heinz-Peter Meidinger, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, warnt. „Wer jetzt verspricht, dass es im nächsten Jahr auf jeden Fall vollständigen Präsenzunterricht geben wird, begibt sich auf dünnes Eis“, sagt Meidinger. „Niemand kann ausschließen, dass wir wegen der Delta-Variante und der mangelnden Impfquote eine enorme vierte Welle bekommen, in der dann auch wieder Wechselunterricht nötig wird.