Ein ehemaliger afghanischer Offizier und Botschaftsmitarbeiter hat die Ausreise aus Kabul knapp geschafft. Geblieben ist ihm fast nichts….
E lf Jahre hat Najeeb F. in der Armee seiner Heimat treu gedient. Im Juni nahm er einen Job bei der deutschen Botschaft an. Vor fünf Tagen wäre er im Gedrängel vor dem Nord-Tor am Kabuler Flughafen fast totgetrampelt worden. Amerikaner schlugen ihn mit ihren Gewehren, Polizisten mit Stöcken. Najeeb ging zu Boden, die anderen liefen über ihn hinweg. Seine beiden Nachbarn verloren das Bewusstsein. Die wenigen persönlichen Sachen wurden dem 28 Jahre alten Afghanen dabei aus dem Rucksack gestohlen. Von seinem bisherigen Leben blieben Najeeb F. folgende Dinge: einige Dokumente und Dollarscheine, ein paar Fotos aus der Offiziersausbildung, ein T-Shirt und eine beige Hose. Die traditionelle afghanische Kleidung, die er für seine Flucht angelegt hatte, liegt schlammig und zerfetzt in einem Mülleimer am Flughafen von Taschkent. Seit vier Tagen ist er in Deutschland und schläft bei einem deutschen Freund auf der Couch. Wir treffen Najeeb F., der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung wissen will, in einem Hotelcafé am Bonner Rheinufer.