Menschen, die ihr Geschlecht angleichen lassen wollen, weil sie sich ihrem nicht zugehörig fühlen, soll das künftig noch leichter gemacht werden. | TAG24
Köln – Deutschlands bekannteste Feministin Alice Schwarzer (79) warnt vor dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz, das eine Änderung des Geschlechts etwa im Pass erleichtern soll. Sven Lehmann (42), Queerbeauftragter der Bundesregierung, hält dagegen. «Emma Terfs ins Klo» und «Transresistance» steht in großen Graffiti-Buchstaben auf dem Aufgang des mittelalterlichen Turms, der Alice Schwarzers «Emma»-Redaktion am Kölner Rheinufer beherbergt. «Terf» ist eine Abkürzung für «Trans-Exclusionary Radical Feminism» — «Trans-ausschließender radikaler Feminismus». In diesem Fall soll der Begriff ohne Zweifel als Beschimpfung Alice Schwarzers verstanden werden. Deutschlands bekannteste Feministin, die in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, empfindet die Anfeindungen als ungerecht und geradezu absurd. Als Worte wie «Gender» in Deutschland noch nahezu unbekannt gewesen seien, habe sie sich schon für Transsexuelle eingesetzt, verteidigt sie sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in ihrem Büro im Inneren des Turms. «Mitte der 70er Jahre ist mir zum ersten Mal ein Mann begegnet, der gesagt hat: ‘Ich bin im falschen Körper, ich will eine Frau sein.’ Da dachte ich: ‘Unglaublich, die Seele kann also stärker sein als der Körper’.» Anfang der 80er Jahren habe sie dann zu den wenigen gehört, die sich in der öffentlichen Debatte für das Transsexuellengesetz eingesetzt hätten, das es Menschen erlaubt, ihr Geschlecht zu ändern (oder anzupassen). Doch was damals als Errungenschaft galt, wird 40 Jahre später von vielen als unwürdig und demütigend empfunden. «Wer Transmenschen zuhört, spürt den großen Leidensdruck durch das jetzige Transsexuellengesetz und die gesellschaftliche Diskriminierung», sagt Sven Lehmann (42, Grüne), Queer-Beauftragter der Bundesregierung, der dpa. Wenn man zum Beispiel seinen Namen und den Geschlechtseintrag ändern wolle, müsse man ein langwieriges Verfahren durchlaufen und Zwangsgutachten erstellen lassen. Die Ampel-Parteien haben deshalb im Koalitionsvertrag festgelegt, dass das Transsexuellengesetz durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden soll. «Bei dem Selbstbestimmungsgesetz, an dem Bundesfamilienministerium und Bundesjustizministerium derzeit in gemeinsamer Federführung arbeiten, geht es um die Änderung des Geschlechtseintrags im Personenstand, also im Ausweis und in anderen offiziellen Dokumenten», erläutert Lehmann.
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USA — mix Ist Transsexualität eine Modeerscheinung? Alice Schwarzer hat deutliche Meinung