In einer äußerst knappen Wahl schafft es der frühere Präsident Lula da Silva zurück an die Macht. Er hat sich vorgenommen, das entzweite.
Um 18:44 Uhr kannte der Jubel an der Avenida Paulista in São Paulo keine Grenzen mehr. „Virou!“ – „es hat gedreht!“ – schrien die Leute, die zu Tausenden in die Innenstadt der Großmetropole gekommen waren, um die Auszählung der Stichwahl zwischen Präsident Jair Bolsonaro und dem linken Herausforderer und früheren Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva zu verfolgen. Die ersten Böller wurden gezündet. Es war der Moment, als Lula da Silva erstmals in Führung ging. Zwei Drittel der Stimmen waren ausgezählt. Eine knappe Stunde später gab es keine Zweifel mehr. Lula da Silva hatte die Wahl mit 50,9 Prozent der gültigen Stimmen gewonnen. Am Ende trennten die beiden lediglich etwas mehr als zwei Millionen Stimmen.
Das sei weder sein Sieg, noch der Sieg seiner Partei. „Das ist der Sieg eines großen demokratischen Projektes, das über den Parteien und Ideologien steht“, sagte der Politiker und einstige Gewerkschaftsführer, der vor wenigen Tagen seinen 77. Geburtstag feierte. In der Tat ist es Lula da Silva gelungen, ein breites politisches Bündnis gegen Bolsonaro aufzubauen, das bis weit in die politische Mitte reichte.