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„Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London“

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Die Krönung von König Charles III. und Queen Camilla folgt einem genauen Zeitplan. Kurz vor Beginn der Prozession kam es zu Festnahmen, die für scharfe Kritik bei Bürgerrechtlern sorgt. Mehr dazu im Liveticker.
Human Rights Watch hat die Festnahmen von Monarchie-Gegnern vor der Krönung von König Charles III. scharf kritisiert. „Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London“, sagte die Chefin der britischen Niederlassung der Menschenrechtsorganisation, Yasmine Ahmed, am Samstag einer Mitteilung zufolge. „Friedliche Proteste erlauben es den Menschen, die Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen. Das ist etwas, dem die britische Regierung offenbar zunehmend abgeneigt zu sein scheint.“
Der Bürgerrechtler Peter Tatchell twitterte, die Polizei habe riesige Absperrungen errichtet, um Monarchie-kritische Transparente zu verdecken. „Das Recht auf friedlichen Protest unterdrückt. Schande!“
Zuvor war bekannt geworden, dass mehrere Mitglieder der Anti-Monarchie-Gruppe Republic in London festgenommen worden waren. Die Londoner Polizei hatte ein rigoroses Vorgehen gegen Menschen angekündigt, die aus ihrer Sicht die Krönung stören wollen.
Die Kutsche mit König Charles III. und Königin Camilla ist vom Buckingham-Palast zur Westminster Abbey aufgebrochen. Dazu wurde eine Kurzfassung der Nationalhymne „God Save The King“ gespielt. Das Paar legt die gut zwei Kilometer lange Strecke gezogen von sechs weißen Pferden in der Diamond Jubilee State Coach zurück. Die prunkvoll verzierte Kutsche wurde zu Ehren des 60. Thronjubiläums von Queen Elizabeth im Jahr 2012 gebaut und hat PA zufolge eine Heizung, Klimaanlage und federt Erschütterungen besser ab. Sowohl Charles (74) als auch Camilla (75) hatten in der Vergangenheit bereits Rückenprobleme.
Vor der Krönung seines Bruders Charles ist Prinz Andrew von Schaulustigen ausgebuht worden. Die Rufe waren zu hören, als der Herzog von York in einer Staatslimousine über die Prachtstraße The Mall vom Buckingham-Palast zur Westminster Abbey gefahren wurde. Der 63-Jährige wird bei der Zeremonie keine Rolle spielen und darf auch nicht Uniform tragen.
Für die Fahrt zur Westminster Abbey nutzen König Charles III. und Queen Camilla die „Diamond Jubilee State Coach“ (Staatskutsche zum Diamantenen Jubiläum). In Australien gebaut, war die schwarze Kutsche mit vergoldeten Verzierungen zum 80. Geburtstag von Queen Elizabeth 2006 vorgesehen. Wegen Verzögerungen nutzte die Königin sie aber erstmals 2014, so dass sie nachträglich nach dem Diamanten Thronjubiläum (2012) der Monarchin benannt wurde. Das mehr als fünf Meter lange und gut drei Tonnen schwere Gefährt bietet Stoßdämpfer sowie Heizung, Innenbeleuchtung und elektrische Fensterheber. Gezogen wird es von sechs Pferden.
Das Interieur setzt sich aus Gaben von mehr als 100 historischen Stätten zusammen: Die Handläufe der Sitze wurden von der königlichen Jacht „Britannia“ genommen, die Karosserie enthält Fragmente des Kriegsschiffs „Mary Rose“ von König Heinrich VIII., von Isaac Newtons Apfelbaum und den Stützpunkten der Antarktis-Abenteurer Robert Scott und Ernest Shackleton. Das verwendete Holz stammt aus königlichen Residenzen, aber auch aus dem Londoner Tower, dem Stammhaus Althorp von Prinzessin Diana und dem Regierungssitz Downing Street. Die vergoldete Krone auf der Spitze wurde aus Eichenholz vom Kriegsschiff „HMS Victory“ geschnitzt und kann eine Kamera fassen.
Vor der Krönung von König Charles III. hat die Londoner Polizei mehrere Menschen festgenommen. „Die Personen werden wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs festgehalten“, teilte die Polizei am Samstag mit. Zuvor seien bereits vier Menschen festgenommen worden, die Gegenstände zum Anketten dabei gehabt hätten. „Sie werden wegen des Verdachts der Verschwörung zur Erregung öffentlichen Ärgernisses festgehalten“, hieß es. Eine Angabe, wie viele Menschen insgesamt festgenommen wurden, machte die Behörde zunächst nicht.
Vor der Krönung von König Charles III. und Königin Camilla haben sich die ersten prominenten Gäste in der Westminster Abbey versammelt. Unter ihnen waren der US-Klimabeauftragte und frühere Außenminister John Kerry und Popsängerin Katy Perry. Perry soll am Sonntag auch beim Krönungskonzert auftreten. Auch Schauspielerin Emma Thompson, der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan und Fürst Albert von Monaco kamen schon Stunden vor Beginn der Zeremonie in die Kirche.
Nach scharfer Kritik an einem Aufruf der Church of England zu einem öffentlichen Treueschwur der Bevölkerung für König Charle III. ist die umstrittene Stelle im Gottesdienst kurzfristig leicht verändert worden. Der Erzbischof von Canterbury als geistliches Oberhaupt der Anglikanischen Kirche wird die Gemeinde nun „einladen“, dem Monarchen ihre Unterstützung zu zeigen. Zunächst hatte es geheißen, er werde die Menschen in der Westminster Abbey sowie die Millionen an den Bildschirmen „aufrufen“, dem König lautstark die Treue zu schwören. Diese Neuerung war als spaltend und anachronistisch kritisiert worden. Charles habe der Änderung zugestimmt, hieß es in britischen Medien. Sein Freund und offizieller Biograf Jonathan Dimbleby sagte der britischen Nachrichtenagentur PA, der König hätte die „Homage of the People“ (Tribut der Menschen) genannte Würdigung „abscheulich“ gefunden.
Der geplante Teil sollte die Tradition ersetzen, dass andere Royals sowie Adlige vor dem König knien und ihm huldigen. Aus der Church of England hieß es zunächst, man hoffe, die bedeutende Änderung werde zu einem „großen Schrei in der ganzen Nation und auf der ganzen Welt zur Unterstützung des Königs“ führen.

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