Array
Bei Massenprotesten in Israel gegen die Regierung hat sich eine aus dem Gazastreifen befreite Geisel mit einem Appell gegen den Hass erstmals an die Öffentlichkeit gewandt. «Ich wünsche uns allen friedlichere Tage, ruhigere Tage, an denen wir von Familie, Freunden und guten Menschen umgeben sind. Am wichtigsten ist, dass wir lernen, zu lieben und nicht zu hassen», sagte Noa Argamani am Samstagabend in einer Video-Botschaft, die bei einer Kundgebung in der Küstenmetropole Tel Aviv gezeigt wurde. Derweil kam es bei Protestveranstaltungen auch in Jerusalem sowie anderen israelischen Städten laut örtlichen Medienberichten zu Zusammenstößen mit der Polizei und teils gewaltsamen Festnahmen.
Die 26-jährige Israelin Argamani war vor drei Wochen bei einem dramatischen Einsatz des israelischen Militärs in Gaza mit drei anderen Geiseln befreit worden. «Obwohl ich wieder zurück zu Hause bin, dürfen wir nicht die Geiseln vergessen, die immer noch von der Hamas gefangen gehalten werden», sagte die Studentin. Die islamistische Palästinenserorganisation «und wir müssen alles erdenklich Mögliche tun, um sie nach Hause zu bringen», fügte sie hinzu. Teilnehmer der allwöchentlichen Proteste werfen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, die indirekten Verhandlungen mit der Hamas nicht ernsthaft voranzutreiben.
Zusammenstöße mit der Polizei
Die Demonstranten gehen davon aus, dass Netanjahu deswegen nicht handelt, weil er auf seine ultrareligiösen und rechtsextremen Koalitionspartner Rücksicht nehmen will. Das politische Überleben Netanjahus, gegen den seit Jahren ein Korruptionsprozess läuft, hängt von diesen Partnern ab. Die USA haben derweil als Vermittler laut Medien einen neuen Anlauf unternommen, den in die Sackgasse geratenen Verhandlungen zum Durchbruch zu verhelfen. Bei Protesten in Jerusalem riefen Demonstranten am Samstagabend «Stoppt den Krieg». Die «Times of Israel» beschrieb die zuletzt stark angewachsenen Kundgebungen als aufgeheizt.
Die Organisatoren erklärten gegenüber der Zeitung, die Polizei habe in der Nacht mit übermäßiger Gewaltanwendung vier der Demonstranten festgenommen. Ein Demonstrant sei zudem vor dem Amtssitz Netanjahus von einem Polizeibeamten heftig beschimpft und bedroht worden, berichtete die Zeitung.