Nach dem Rücktritt von Kevin Kühnert aus gesundheitlichen Gründen spricht SPD-Politiker Michael Roth über seine Erfahrungen mit Burnout.
Stand: 08.10.2024, 16:43 Uhr
Von: Peter Sieben
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Nach dem Rücktritt von Kevin Kühnert aus gesundheitlichen Gründen spricht SPD-Politiker Michael Roth über seine Erfahrungen mit Burnout. Der Politbetrieb habe sich verändert.
Berlin – Für die meisten dürfte es eine sehr überraschende Nachricht gewesen sein: Kevin Kühnert zieht sich weitgehend aus der Politik zurück und gibt sein Amt als SPD-Generalsekretär ab. „Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden“, so Kühnert am Montag. Für die SPD ein Verlust, Kühnert gilt als politisches Ausnahmetalent.
Auch Michael Roth hat vor zwei Jahren einmal die Reißleine gezogen. Wegen eines Burnouts zog sich der SPD-Bundestagsabgeordnete und Spitzenpolitiker komplett aus der Politik zurück. Kühnerts Rücktritt wirft nun erneut ein Schlaglicht auf die Frage: Gehen Spitzenpolitikerinnen und -politiker zu sehr an ihre Grenzen? Dasselbe gilt für Ehrenamtler oder Menschen in Pflegeberufen. Darüber und über seine ganz persönlichen Erfahrungen spricht Michael Roth im Interview mit IPPEN.MEDIA.
Kevin Kühnert nimmt sich eine Auszeit, um sich um seine Gesundheit zu kümmern. Sie haben das 2022 auch gemacht. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie nicht mehr weitermachen können?
Das war ein langer, schmerzhafter Prozess. Ich neige zu einem protestantisch geprägten Arbeitsethos und es fiel mir schwer, Terminanfragen abzusagen, mal einen Schritt zurückzutreten, zur Ruhe zu kommen. Man macht einfach weiter im Hamsterrad. Irgendwann war der Punkt erreicht, wo es zu viel wurde. Manchmal reicht da der buchstäbliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Was war bei Ihnen dieser Tropfen?
Die Zeit zwischen den Jahren, die eigentlich eine traditionelle Ruhephase ist, war bei mir damals ein sehr schwieriger Moment. Und in dieser Woche, in der man im wahrsten Sinne des Wortes zur Besinnung kommen kann, habe ich dann gespürt: So geht es nicht mehr weiter. Ich musste den Schalter umlegen und mir Hilfe suchen.
Sie haben eine Therapie gemacht?
Ja, und das ist ganz wichtig: Viele denken, es reicht, wenn sie ein offenes Gespräch mit Freunden oder der Familie führen.
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